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Das Jahresgespräch für IT-Talente

Pflichttermin oder die perfekte Gelegenheit: So bereitest Du Dich optimal vor und steckst neue Ziele ab

Jenny Tiesler
Person schreibt eine Liste.

Montag, 11 Uhr: Jahresgespräch. Bekommst Du beim Blick auf diesen Kalendereintrag spontan ein mulmiges Gefühl? Keine Sorge, das geht vielen so. Vielleicht ist es auch Dein erstes Jahresgespräch und Du bist Dir unsicher, was genau Dich erwartet und wie Du Dich am besten auf diesen Termin vorbereitest? Proaktiv Themen anzusprechen und Vorgesetzten Feedback zu geben, sind wichtige Bestandteile eines konstruktives Mitarbeitendengesprächs. Wir erklären Dir, wie Du Dich darauf vorbereitest, die Chance nutzt, mit dem Gespräch das nächste Level zu erreichen und wie Du konstruktiv Kritik übst.

Welche Themen und Inhalte erwarten Dich beim Jahresgespräch?

In diesem besonderen Gesprächsrahmen nehmt Ihr außerhalb des daily business Deine individuelle Arbeitssituation genauer unter die Lupe und tauscht Euch über Ziele und Erwartungen aus. Ein gut vorbereitetes und konstruktiv geführtes Jahresgespräch verbessert Eure Kommunikation und schafft Vertrauen. Im besten Fall startest Du nach dem Gespräch motiviert ins Jahr und hast Deine neuen Ziele klar vor Augen.

Klassischerweise finden Jahresgespräche im Dezember oder Januar statt. Einige Unternehmen sind aber schon dazu übergegangen, die Gespräche ins Frühjahr zu schieben. Denn gerade zum Jahreswechsel wird es oft besonders trubelig, Deadlines müssen eingehalten werden und Du bist mit Deinem Kopf überall, aber nicht bei Deiner Karriereplanung. Zwischen zwei Meetings noch ein Jahresgespräch zu quetschen, das gut 60 Minuten dauert, ist nicht zielführend. Im Idealfall wird der Gesprächstermin mit einem größeren zeitlichen Vorlauf von z.B. zwei Wochen geplant. So haben beide Seiten genug Zeit, um sich vorzubereiten.

Das Jahresgespräch ist für Dich und Deine Chef:in der perfekte Rahmen, die vergangenen 12 Monate Revue passieren zu lassen und zu evaluieren. Ihr betrachtet Dein aktuelles Standing und definiert gemeinsam Ziele für das kommende Jahr. Das Gespräch mit Deinem Team Lead ist keinesfalls ein reines Beurteilungsgespräch. Im Jahresgespräch geht es neben der Einschätzung Deiner Arbeitsleistung, um Deine aktuelle Position und Deine Entwicklungsmöglichkeiten. Deshalb nutze diesen jährlichen Termin unbedingt für Dich! Die Gelegenheit als Mitarbeiter:in ganz offen und auf Augenhöhe mit Deiner Chef:in über Dich und Deine Weiterentwicklung zu sprechen, hast Du zwischen Sprints und Go-live im Projektalltag wahrscheinlich nicht so oft.

So bereitest Du Dich auf Dein Jahresgespräch vor

Wünsche kommunizieren und Ziele setzen: Auf die Vorbereitung kommt es an. Wann Du anfängst, Dich vorzubereiten, ist Dir selbst überlassen. Bist Du jemand, der loslegt, wenn die Deadline naht, dann bereite Dich am Tag vor dem Termin auf das Gespräch vor. Vielleicht hilft es, weit im Voraus Deine Gedanken aufzuschreiben. Eine Jahres-Timeline kann Dich unterstützen, berufsbezogene Erfolge besser im Blick zu haben und festzuhalten.

Mit diesen 3 Fragen bereitest Du Dich strukturiert vor:

1. Der Rückblick: Wie schätzt Du Deine Leistung der letzten 12 Monate ein?

Mach’ Dir in Deinem persönlichen Review bewusst, welche Aufgaben Du gut oder sehr gut umgesetzt hast. Notier’ Dir auch, wo es nicht gut lief und weshalb sich z.B. der Go-live verzögert hat, oder das Qualitätsmanagement die Implementierung einer Systemkomponente gestoppt hat. Oft richten Vorgesetzte den Blick auf das, was weniger gut lief. Wichtig für Dich und Deine Chef:in ist es aber, dabei herauszufinden: 

  • Wo Du hattest Probleme und warum?
  • Welche Lösungswege könnt Ihr in Zukunft nutzen?
  • Hast Du zu viele Tasks, läuft die Kommunikation im Team nicht effizient oder dauern Abstimmungsprozesse mit Kund:innen zu lang?
  • Fehlen Dir Tech-Tools, die Du Dir im kommenden Jahr aneignen kannst?

In Dein Recap gehören neben der Fehleranalysen unbedingt auch Verbesserungsvorschläge.

  • Wo stehst Du gerade in Deinem Team, bist Du zufrieden oder siehst Du Dich eigentlich in einer anderen Rolle?
  • Welcher Weg könnte dorthin führen?

Tipp: Mach Dir bewusst, dass Erfolge nicht nur ein termingerecht aufgesetzter Webshop oder eine geschlossene Sicherheitslücke sind. Auch ein schwieriges Gespräch mit dem Product Owner, bei dem Du viel Fingerspitzengefühl bewiesen hast oder die 3 Wochen, in denen Du Deine Dev-Kollegin vertreten hast, sind Pluspunkte, die Du für Dich verbuchen kannst.

2. Die Vorschau: Welche Aufgaben möchtest Du im kommenden Jahr übernehmen?

Du hast von einem spannenden KI-Projekt gehört oder möchtest Dich in der Rolle der Projektleiter:in versuchen? Statt abzuwarten, was Dein Team Lead mit Dir vorhat und wo er oder sie Dich in 1, 2 oder 3 Jahren sieht, übernimm selbst Verantwortung für Deine Karriere. Und frag Dich zur Vorbereitung auf das Gespräch: Wo willst Du in 1, 2 oder 3 Jahren stehen? Stell dir dabei die Fragen so konkret wie möglich: Welche Programmiersprache bringt Dich weiter? Bist Du schon jetzt der geheime Scrum-Master in eurem Team und Dir fehlt eigentlich nur das Zertifikat?

3. Das Feedback: Wie beurteilst Du die Führungsqualität Deiner vorgesetzten Person?

Ein Gespräch auf Augenhöhe bedeutet, dass Du Deiner Chef:in Feedback gibst. Vorgesetzten offen zu sagen, was sie in ihrem Führungsstil besser machen können, fällt vielen Mitarbeitenden schwer. Vielleicht geht es Dir genauso und Du hast ein ungutes Gefühl, Kritik zu äußern. Mach’ Dir bewusst, dass Dein Feedback sehr wertvoll ist. Denn auch Dein Team Lead kann sich nur verbessern, wenn das Team spiegelt, was er oder sie gut macht und wo z. B. die Kommunikation für Dich anders laufen kann. Genauso wenig wie Du an den Pranger gestellt werden möchtest, solltest Du Deinen Vorgesetzte:n auch nicht mit Kritik überhäufen. Wie bei jedem Feedback, startest Du am besten mit etwas Positivem. Hat Deine Tech-Ausstattung ein Update bekommen? Oder sorgt Deine Führungskraft dafür, dass Du alle relevanten Informationen für Deine Arbeit hast? Dann hast Du jetzt die Gelegenheit, ihr das zu sagen.

Dein negatives Feedback sollte sachlich sein. Mach’ Deine Kritikpunkte deshalb unbedingt an konkreten Beispielen fest und achte darauf, wie Du formulierst. Ich-Botschaften wie: “Ich habe mich bei der Entscheidung übergangen gefühlt” sind konstruktiver als vorwurfsvoll klingende Formulierungen wie “Sie haben Kolleg:in xy vorgezogen”. Euer gemeinsames Ziel ist es schließlich, gut zusammen zu arbeiten. Überleg’ Dir, was Du Dir von Deinem Arbeitgebenden wünschst und wie er Dich in Deinem Alltag besser unterstützen kann, damit Du effizienter arbeiten kannst.

Tipp: Feedback kann man üben. Wenn Du beim Vorbereiten merkst, dass es Dir sehr schwer fällt, Kritik zu formulieren, kannst Du diese Erkenntnis auch mit ins Gespräch nehmen. Gerade im agilen Umfeld sind Feedback-Loops wichtig.

Wird im Jahresgespräch über Gehalt gesprochen?

Grundsätzlich passt das Gehaltsthema zum Kontext des Gesprächsanlasses. Denn es geht um Dich, was Du leistest und Deinen Wert fürs Unternehmen. Statt mit einem Review Deiner Projekterfolge, lassen sich Vorgesetzte mit dem Blick nach Vorne überzeugen. Wenn Du im Gespräch aufzeigst, wie Du Dich im nächsten Jahr weiterentwickelst, beweist Du, wie wertvoll Du für das Unternehmen sein wirst. Gleichzeitig unterstreichst Du als Mitabeitender Deine Motivation. Willst Du im Jahresgespräch Dein Gehalt thematisieren, kündige das frühzeitig Deiner Gesprächspartner:in an. So habt Ihr beide ausreichend Zeit, Euch auch auf diesen Aspekt vorzubereiten.

Checkliste für Dein Jahresgespräch:

  • Dein Mindset ist entscheidend: Statt Dir auszumalen, dass Du 60 Minuten auf der Anklagebank sitzt, gehe in das Gespräch mit der Erwartung eines offenen Austauschs auf Augenhöhe mit Deiner Chef:in. Du hast die Möglichkeit, wichtige Weichen für Deine Zukunft zu stellen.
  • Be prepared: Bereite Dich gründlich vor. Notier’ dir die wichtigsten Punkte und nimm Deine Notizen als Leitfaden für Dich ruhig mit ins Gespräch.
  • Mach Dir klar, mit welchem Ergebnis Du aus dem Gespräch herausgehen möchtest. Mit einer deutlichen Vision, von dem was Du kannst und was Du willst, gehst Du selbstsicher in ein Gespräch auf Augenhöhe.

Das Follow-up

Du hast es geschafft und Dein Jahresgespräch liegt hinter Dir. Du und Deine Chef:in seid Euch im Gespräch einig darüber geworden, wie Deine nächsten Schritte im Unternehmen aussehen. Es ist vollkommen üblich, den Gesprächsinhalt und das Vereinbarte schriftlich zu fixieren. Wichtig ist, dass Du und Dein Vorgesetzte:r Euch am Ende des Gesprächs einig seid darüber, was in dem Beurteilungsbogen für die Personalabteilung steht, bzw. was im Sheet der HR-Software landet. Im Idealfall zeichnest Du die Beurteilung ab und bekommst im Anschluss den Bogen zugemailt.

Was machst Du, wenn Du ein paar Monate nach dem Gespräch merkst, dass Du Dir mit dem C++-Tutorial doch zu viel zugemutet hast, oder Du Dich in der Rolle der Projektleitung überfordert fühlst? Dann warte nicht bis zum nächsten Jahresgespräch, sondern sprich bei der nächsten Möglichkeit offen an, dass Du die Ziele nicht wie geplant umsetzen kannst. Gib Deiner vorgesetzten Person möglichst zeitnah ein Update. Erkläre ihr, woran es liegt, dass Du im Projektalltag doch keinen Zeitslot findest, um Dich weiterzubilden. Im Optimalfall lieferst Du gleich einen Vorschlag mit, wie Dein Zeitproblem gelöst werden kann. Vielleicht kannst Du Routineaufgaben an den Werkstudierenden abgeben.

TL;DR:
  • Das Jahresgespräch bietet den perfekten Rahmen, Deine Arbeitsergebnisse des vergangenen Jahres zu analysieren. Gemeinsam legst Du mit Deiner Teamleitung fest, welche Aufgaben Du in den kommenden 12 Monaten übernimmst und welche Ziele Du erreichst.
  • Wichtig ist, dass Du nicht passiv ins Gespräch gehst. Definiere vorab Deine eigenen Ziele und setzt Dich intensiv mit Deiner beruflichen Zukunft auseinander.
  • Nutze unbedingt die Chance, selbst Feedback zu geben. Deine Rückmeldung ist für Deinen Vorgesetzte:n sehr wertvoll.