KI im Recruiting
Fehlende IT-Fachkräfte im sechsstelligen Bereich, immer komplexere Anforderungsprofile und eine Bewerbungsflut, die Recruiter:innen regelrecht überrollt: Der viel beschworene „War for Talents“, also der Kampf um (Tech-)Talente, ist für viele in der HR längst Alltag. Viele Unternehmen stehen vor der Frage: Wie lässt sich Recruiting schneller, effizienter und fairer gestalten? Künstliche Intelligenz verspricht Antworten. Wir schauen uns genauer an, wo KI heute schon unterstützen kann, worauf Recruiter:innen achten sollten und wohin die Reise mit KI im Recruiting wohl geht.
Fachkräftemangel, Bewerbungsflut, Technikjargon: Herausforderungen im Tech-Recruiting
Der Fachkräftemangel in Deutschland ist laut Bitkom strukturell: Aktuell seien über 149.000 IT-Stellen unbesetzt. Fast drei Viertel der Unternehmen rechnen damit, dass sich die Lage noch verschärfen wird. Der Wettbewerb verschärft sich deshalb enorm: Unternehmen jagen nicht nur IT-Talente aus der gleichen Branche, sondern auch abseits davon. Der Bedarf betrifft so gut wie alle Unternehmensgrößen. Aber bei den Angeboten, die Konzerne gefragten Spezialist:innen machen, können Mittelstand oder Start-Ups häufig nicht mithalten. Das stellt ganz neue Anforderungen an Geschwindigkeit, Arbeitgeberimage und Benefits. Strategien wie Employer Branding, Remote Work, schnelle Entscheidungsprozesse und attraktive Zusatzleistungen sind längst kein Luxus mehr, sondern Grundvoraussetzungen, um im Rennen mitzuhalten.
KI macht’s möglich: „Apply-anyways“-Kultur
Auf den ersten Blick paradox: Gleichzeitig klagen viele HR-Abteilungen über eine regelrechte Flut an Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen. Auf den zweiten Blick wird aber deutlich: Bei den Bewerbungen handelt es sich häufig um für den Job völlig ungeeignete Kandidat:innen, die den ausgeschriebenen Anforderungen bei weitem nicht entsprechen. KI-Bewerbungen machen es möglich: Kandidat:innen können sich heute mit wenigen Klicks automatisiert auf zahlreiche Stellen in kürzester Zeit bewerben. Da geht dann Quantität vor Qualität, in der Hoffnung, die passende Stelle wird schon in der Masse dabei sein.
Probleme durch Bewerbungsflut: von gestiegener Time-to-Hire bis Candidate Ghosting
Tatsächlich setzt das jedoch einen Teufelskreis in Gang: Denn die Flut an KI-Bewerbungen macht es für Recruiter:innen schier unmöglich, alle eingehenden Bewerbungen zu sichten. Laut einer Studie von Spark Hire geben 73 % der befragten HR-Kräfte an, dass sie nicht genügend qualifizierte Bewerbungen erhalten, während die hohe Anzahl an Bewerbungen für deutliche Verzögerungen im Recruiting-Prozess sorgen. Das wiederum gefällt den Bewerbenden nicht: Hier zeigen Studien, dass ein zu langer Bewerbungsprozess für viele Talente ein Ausschlusskriterium für eine Stellenzusage darstellt. Das führe dann häufig zum „Ghosting“ durch Candidates, also dem Kontaktabbruch ohne Ankündigung.
Skill-based Hiring? Schwierig, wenn Fachbereich und HR nicht die gleiche Sprache sprechen
Eine weitere Herausforderung: Jobprofile, besonders im Tech-Umfeld, verändern sich laufend und werden immer spezialisierter. Cloud Solutions Architect, Site Reliability Engineer, DevSecOps – so etwas sind keine standardisierten Rollentitel. Sie werden von Fachabteilungen teilweise ziemlich unterschiedlich ausgelegt. Auch die Anzahl an gefragten Tools oder Programmiersprachen nimmt stetig zu. „Skill-based Hiring“, also die Konzentration auf Praxiserfahrung statt Formalqualifikation wünschen sich viele. Ohne fundierte Fachkenntnisse ist es aber für Recruiter:innen kaum möglich, zu erkennen, welche Skills verwandt sind, welche unverzichtbar und welche verschmerzbar.
KI im Recruiting: Next Level Talent Acquisition
Bewerbungsflut, Fachkräftemangel, komplexe Jobprofile – die Anforderungen ans Recruiting wachsen stetig. Unternehmen brauchen effiziente Lösungen, um im Wettbewerb um Talente nicht nur mitzuhalten, sondern die Nase vorn zu haben. Hoffnungsträger ist hier die Künstliche Intelligenz. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass neue Services versprechen, den Recruiting-Prozess per KI in irgendeiner Form zu unterstützen. Doch nicht überall, wo „KI“ draufsteht, steckt auch tatsächlich intelligente, selbstlernende Technologie drin. Deshalb schauen wir uns in diesem Abschnitt genauer an, wie KI im Recruiting heute ganz praktisch unterstützen kann: Wo liegt echtes Optimierungspotenzial? Und welche Lösungen haben sich bereits bewährt?
CV-Parsing und automatisiertes Bewerbungsscreening
Die naheliegende Antwort auf eine Bewerbungsflut: Lebensläufe maschinell auslesen lassen, Daten einheitlich strukturieren und so den Grundstein für automatisiertes Bewerbungsscreening legen. Anstatt sich durch zahllose, individuelle Bewerbungsunterlagen zu stöbern, übernimmt dies in KI-Szenarien das System und trifft eine qualifizierte Vorauswahl. Natural Language Processing (NLP) ermöglicht es Systemen, auch unstrukturierten Text zu „verstehen“ und Datenbankfeldern zuzuordnen. Das System extrahiert aber nicht nur Daten und gleicht sie mit einem vordefinierten Keyword-Set ab, um geeignete Kandidat:innen von ungeeigneten zu unterscheiden. Komplexe Match-Algorithmen und Scoring-Regeln analysieren Profile tiefergehend. Fortgeschrittene selbstlernende Systeme berücksichtigen auch dynamische Faktoren, wie zum Beispiel, welche Profilkonstellationen in der Vergangenheit bereits zu erfolgreichen Einstellungen geführt haben.
Aber genau hier ist Vorsicht geboten: Algorithmen werden an historischen Daten trainiert. Das heißt, Muster aus der Vergangenheit schreiben sich in ihnen Fort. Das bestärkt Bias, also Voreingenommenheiten. Erfahrene Recruiter:innen können dem in ihrer täglichen Arbeit aktiv entgegentreten. Geschieht die Auswahl jedoch „unter der Haube“, ist die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen nicht immer gewährleistet und die Gefahr von Diskriminierung groß. Das ist nicht nur rechtswidrig, sondern auch nicht zeitgemäß und versperrt den Weg für Talente mit spannenden, wenn auch vielleicht ungewöhnlichen Karrierewegen.
Skill-Matching & Potenzialanalyse
Genau hier kann moderne KI im Recruiting einen echten Mehrwert liefern: Sie betrachtet im Idealfall nicht nur Schlagworte im Lebenslauf oder vergangene Jobtitel, sondern analysiert die zugrunde liegenden Fähigkeiten und deren Transferpotenzial. So wird sichtbar, dass ein Data Analyst mit Python- und SQL-Know-how vielleicht nicht alle Kriterien für die ausgeschriebene Data-Scientist-Rolle erfüllt – aber die nötige Grundlage mitbringt, um sich schnell einzuarbeiten. Oder dass eine Entwickler:in mit Erfahrung in C++ und Embedded Systems durchaus das Zeug hat, auch in der Robotik oder Automotive-Software Fuß zu fassen. Für Recruiter:innen, die Tech-Skills in dieser Tiefe nicht einschätzen können, eröffnet das neue Chancen: Auch Quereinsteiger:innen und Talente mit besonderen Karrierewegen müssen so nicht vorschnell ausgeschlossen werden.
Candidate Experience mit KI verbessern
Einer der wichtigsten Faktoren für einen erfolgreichen Bewerbungsprozess ist aus Sicht der Kandidat:innen Zeit. Sind die Zeitintervalle zwischen verschiedenen Meilensteinen wie Bewerbungseingang, Erstkontakt, Bewerbungsgespräch und Besetzungsentscheidung zu lang, brechen Talents den Prozess häufiger ab – besonders die, die dank begehrtem Skill-Set zwischen verschiedenen Job-Optionen wählen können. KI kann hier aktiv genutzt werden, um die Candidate Experience zu verbessern.
Besonders im Tech-Bereich ist die Time-to-Hire überdurchschnittlich hoch, wie aktuelle Studien belegen. Hier sollen Recruiting-Chatbots Abhilfe schaffen: Automatisierte Antworten und eine 24/7-Erreichbarkeit, die von „regulären“ HR-Teams kaum zu bewältigen ist, ermöglichen eine enge Betreuung beliebig vieler Candidates. Sie können als QA-Tool genutzt werden, den Eingang von Bewerbungsunterlagen strukturieren, Termine koordinieren oder Informationen zum Unternehmen bereitstellen.
Wichtig ist aber natürlich, die persönliche Note nicht zu verlieren: Fühlen sich Candidates durch fehlenden persönlichen Kontakt „abgefertigt“, kann das auch zum Abbruch des Prozesses führen. Hier gilt es für HR-Abteilungen die Vorteile für beide Seiten so zu nutzen, dass der Prozess weiterhin offen, nahbar und wertschätzend erfolgt.
Recruiting-Trend "Talent Intelligence”: Schluss mit Post & Pray
Was Fachkräftemangel und der daraus resultierende War for Talents für das Tech-Recruiting bedeuten: Wirklich gute Tech-Talents bewerben sich zu selten selbst auf die richtigen Stellen, sie müssen aktiv gefunden werden. Deshalb geht der Trend weg vom Prinzip „Post & Pray“. Denn die Menge an häufig unqualifizierten Bewerbungen macht das Veröffentlichen einfacher Stellenanzeigen zu einem undurchsichtigen und ineffizienten Abenteuer, das sich die wenigsten Unternehmen heute leisten wollen. Gefragt sind deshalb datengetriebene und proaktive Ansätze. Mit KI-Tools aus dem Bereich Talent Intelligence können Unternehmen nicht nur aktive Bewerber:innen ansprechen, sondern auch passive Talente identifizieren und langfristige Talentpools aufbauen – basierend auf Skills und Erfahrungen, die wirklich zählen. Moderne Talent-Intelligence-Systeme liefern zudem Einblicke in regionale Talentverfügbarkeit, gefragte Skills oder Marktbewegungen bei Wettbewerbern und helfen so Recruiter:innen und Führungskräften, ihre Personalstrategie fundierter zu gestalten.
KIRA: Mit KI im Recruiting Marktchancen nutzen
Talent Acquisition ist oft auf lange Sicht angelegt. Aber in der Realität müssen Stellen meistens schnell besetzt werden. Zeitdruck ist die Regel, nicht die Ausnahme. Und genau dann wiegen unklare Anforderungsprofile oder unpassende Bewerbungen besonders schwer. Hier setzt KIRA, der neue KI-Recruiting-Assistant von get in IT an: ein spezialisiertes Tool, das Tech-Recruiting smarter macht.
KIRA ist mehr als nur ein CV-Matcher – es ist die intelligente Stellenanzeige, die in Echtzeit prüft, wie realistisch das gewünschte Anforderungsprofil am Markt ist. Auf Basis von über zehn Jahren Erfahrung im IT-Recruiting zeigt KIRA sofort, wie gut geforderte Kriterien wirklich zur aktuellen Talentverfügbarkeit passen. Das schafft eine transparente, datenbasierte Grundlage für die Abstimmung zwischen HR und Fachbereich. Das Beste: KIRA liefert auf Wunsch gleich die passenden Kandidat:innen mit. So wird KI im Recruiting nicht zum Selbstzweck, sondern bringt Tempo, Klarheit und natürlich die passenden Talents.
Ausblick: Ist KI die Zukunft des Tech-Recruitings?
Kommt jetzt die Vollautomatisierung des Bereichs HR? Vermutlich nicht. Aber: KI ist dabei, das Recruiting grundlegend zu verändern. Analyse, Screening und Markt-Insights – hier kann KI effizienter arbeiten als Menschen. Die wirklich entscheidenden Faktoren wie Empathie, Cultural Fit und eine überzeugende Candidate Experience bleiben jedoch weiterhin in menschlicher Hand. Hier braucht es nämlich Fingerspitzengefühl, die einer KI (noch) nicht antrainiert werden kann. Spannend wird sein, inwieweit sich unterstützende KI-Assistenzen durchsetzen oder doch vollautomatisierte KI-Agents. Systeme, die Entscheidungen komplett übernehmen, werfen ethisch, aber auch rechtlich ganz neue Fragen auf. Heute erscheint es deshalb sinnvoller, die menschliche Expertise durch smarte Tools zu ergänzen. Denn wer möchte schon in einer Welt arbeiten, in der das „Human“ aus HR gestrichen wird?
- Tech-Recruiting steckt in einem Mix aus Fachkräftemangel, Bewerbungsflut und immer komplexeren Skill-Profilen – klassische Prozesse reichen dafür kaum noch aus.
- KI kann entlang des gesamten Recruiting-Funnels unterstützen: vom CV-Parsing über Skill-Matching bis hin zu besserer Candidate Experience und datengetriebener Talent Intelligence.
- Risiken wie Bias, Black-Box-Entscheidungen und fehlende Transparenz bleiben echte Herausforderungen. Menschliche Expertise bleibt also zentral.
- Tools wie KIRA zeigen, wohin es geht: KI als pragmatische Assistenz, die Tempo, Klarheit und Markttransparenz bringt, ohne den „Human“-Part im Recruiting zu ersetzen.