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Der Bewerbungsprozess für IT-Talente

Wie läuft ein Bewerbungsverfahren ab und wie lange dauert es, bis Du eine Antwort auf Deine Bewerbung bekommst?

Jenny Tiesler
Frau am Laptop

Du hast an Deinem Anschreiben gefeilt und Deinem CV ein Update verpasst – aber wie geht es eigentlich weiter, wenn Deine Bewerbung beim Unternehmen eingetrudelt ist? Mit Deinem Informatik-Abschluss gehörst Du eindeutig zu den begehrtesten Kandidat:innen auf dem Bewerbungsmarkt. Trotzdem kann sich so ein Bewerbungsprozess hinziehen. Wie lange dauert es vom Ausfüllen des Bewerbungsformulars, bis Du Deine Unterschrift unter den Arbeitsvertrag setzt? Macht es einen Unterschied, ob Du Dich bei einem kleinen Start-up oder einem Konzern bewirbst?

Wir haben genauer hingeschaut und zeigen Dir, wie Bewerbungsverfahren für IT-Talente ablaufen und was Dich erwartet. 

Bewerbungsprozess und Bewerbungsverfahren

Als Bewerber:in siehst Du natürlich nur einen Teil des Bewerbungsprozesses. Bevor Du die Stellenausschreibung entdeckst, hat das Unternehmen vorher schon wichtige Schritte unternommen. Mit dem Bewerbungsverfahren ist der Ablauf im suchenden Unternehmen gemeint. Das Verfahren beginnt, wenn abzusehen ist, dass eine Stelle frei wird oder dringend eine neue, zusätzliche Stelle geschaffen werden muss.

Gemeinsam mit den Führungskräften der Fachabteilung haben die Personalverantwortlichen ein genaues Anforderungsprofil erstellt und aufgeschlüsselt, welche Qualifikationen Personen für diese Stelle mitbringen müssen. Dabei unterscheiden sie, welche Skills Du definitiv haben musst, z.B. Deinen Master-Abschluss in Informatik und Deine Kenntnisse in C++ und welche nice to have sind. Neben diesen Hard Skills werden auch Soft Skills für die vakante Stelle festgelegt und darüber hinaus kann das Unternehmen noch persönliche Erwartungen an Bewerber:innen stellen wie z.B. Berufserfahrung. Steht der Text für die Stellenanzeige mit allen Anforderungen, dann wird sie veröffentlicht. Bei großen Unternehmen und im öffentlichen Dienst werden Stellen oft erst intern ausgeschrieben. In der Stellenanzeige liest Du neben den Voraussetzungen und Erwartungen, welche Aufgaben Du in der Position übernimmst und für welche Bereiche Du die Verantwortung trägst.

Als Bewerber:in wünscht Du Dir einen unkomplizierten und transparenten Bewerbungsprozess, der Dich über die nächsten Schritte informiert. Du möchtest wissen, was als Nächstes auf Dich zukommt. Verständlich, denn von Dir wird auch eine große Portion Geduld erwartet. Ein durchschnittliches Bewerbungsverfahren (vom Ausschreiben der Stelle bis zur Vertragsunterzeichnung) dauert mindestens zwei Monate, meistens nimmt es noch mehr Zeit in Anspruch. Denn schon für das Erstellen des Anforderungsprofils und die Budgetierung verstreichen oft schon einige Wochen und dann kommt noch die Dauer von einer durchschnittlich vierwöchigen Bewerbungsfrist dazu. Erst danach wird das Auswahlverfahren eröffnet und Du kannst Dich über eine Einladung zu einem ersten Vorstellungsgespräch freuen. 

Die Erstauswahl durch Deine Bewerbungsunterlagen

Ob Du Deine Bewerbung per E-Mail rausgeschickt oder Dir ein Profil bei get in IT angelegt und eine Jobanfrage erhalten hast, nehmen Unternehmen nach Ablauf der Bewerbungsfrist jetzt die erste Selektion vor. Wenn Du für Dein Anschreiben sorgfältig recherchiert und Du Deinen Lebenslauf strukturiert aufbereitet hast, stehen Deine Chancen gut, dass Du in die nächste Runde kommst. Bei der Vorselektion ist bei einigen, vor allem größeren Unternehmen KI im Einsatz, um den Personalfachleuten Arbeit abzunehmen. Beim Robot Recruiting helfen Chat Bots erste Fragen zu klären oder intelligente Algorithmen lesen beim CV-Parsing die relevante Daten aus Lebenslauf und Bewerbungsschreiben automatisch aus. Umso wichtiger also, dass alle wichtige Daten in Deinen Unterlagen stehen.

Tipp: Checke unbedingt die Basics wie den Namen der Kontaktperson und die Anschrift des Unternehmens. Hast Du Deinen frühestmöglichen Starttermin angeben und Deinen Gehaltswunsch? Bist Du unsicher, wie hoch Dein Gehalt sein sollte? Unser Gehaltsrechner verrät Dir, mit welchem Jahresgehalt Du rechnen kannst.

Jedes Unternehmen strukturiert seinen Recruiting-Prozess anders. Die folgenden Stufen wirst Du in Deinem Bewerbungsprozess meistern, wenn auch nicht unbedingt alle und in dieser Reihenfolge. 

(Optional) Telefoninterview oder Videointerview

Haben Deine Unterlagen den strengen Blick in der Erstauswahl überstanden, wirst Du von einigen Unternehmen zu einem ersten Telefongespräch oder Video-Call eingeladen. Achtung: Du befindest Dich dabei immer noch in der Vorauswahl. Die HR-Fachleute wollen in einem ersten persönlichen Kontakt abklopfen, ob Du als Kandidat:in wirklich in Frage kommst, bevor sie für das eigentliche Vorstellungsgespräch einen Termin mit Kolleg:innen aus den Fachabteilungen koordinieren.

Darauf kannst Du Dich beim Telefoninterview einstellen:

  • Es dauert in der Regel nicht länger als 20 bis 30 Minuten.
  • Du punktest, wenn Du Deine Motivation klar machst.
  • Nutze die Gelegenheit, um Fragen zu stellen und Unklarheiten zu beseitigen. 

Coding-Aufgabe

Ob Du Dich als Frontend-Developer bewirbst, als Admin oder Full-Stack, wirst Du im Laufe des Bewerbungsprozesses eine Programmieraufgabe lösen. Jedes Unternehmen handhabt den Umfang solcher Coding-Tests unterschiedlich. Einige schicken schon relativ früh eine Aufgabe raus, z.B. als Antwort, wenn Deine Bewerbungsunterlagen beim Unternehmen Interesse geweckt haben. Bei anderen Unternehmen löst Du eine Aufgabe im persönlichen Gespräch oder in einem Videointerview. Wieder andere schicken Dir im Nachgang zu Eurem Gespräch eine Programmieraufgabe zu. Es steht dabei weniger die perfekte Lösung im Vordergrund. Vielmehr will Deine künftige Teamleitung rausfinden, wie Du an Probleme herangehst und wie sauber Du Deinen Code schreibst.

(Optional) Assessment Center

Eine Einladung zum Assessment Center wird Dir eher von größeren Unternehmen ins E-Mail-Postfach flattern. Mittelständische Unternehmen und Start-ups laden Kandidat:innen eher nicht zu sogenannten Bewerbertagen ein, da sie mit einem hohen Kosten- und Organisationsaufwand verbunden sind. Ist mit der ausgeschriebenen Stelle eine Führungsverantwortung verbunden, dann kannst Du vor allem bei großen Konzernen mit einem Assessment Center als zusätzlichen Schritt im Bewerbungsverfahren rechnen.  

Wenn Dein IT-Herz für das Management oder Consulting schlägt, kannst Du Dich bei großen Beratungshäusern und Konzernen beim Bewerbungsprozess auf einen 1- bis 3-tägiges Auswahlverfahren einstellen. Das Gute dabei: Danach kannst Du Dich zurücklehnen. Während des AC wirst Du auf Herz und Nieren geprüft und beweist auch Deine IT-Skills im Coding-Test. 

Persönliches Vorstellungsgespräch

Hast Du im Telefoninterview einen positiven Eindruck hinterlassen, folgt das persönliche Vorstellungsgespräch vor Ort beim Arbeitgeber oder ein virtuelles Bewerbungsgespräch per Video-Call. Hier gilt es nun, Dich vor gleich mehreren Personen, die über Deine Einstellung entscheiden, zu beweisen. Wahrscheinlich wirst Du einer Person aus der HR-Abteilung, Deinem zukünftigen Teamlead und Kolleg:innen gegenübersitzen. Je nach Größe und Struktur des Unternehmens sitzt auch eine Person aus dem Betriebsrat oder im öffentlichen Dienst ein Gleichstellungsbeauftrage:r mit am Tisch. Vorstellungsgespräche dauern mindestens 45 Minuten, sollst Du während des Gespräches eine Coding-Aufgabe lösen, wird das Gespräch noch länger angesetzt. Mit diesen Strategien punktest Du als IT-Talent im Bewerbungsgespräch. 

And the winner is … die abschließende Auswahl

Sobald sich das Unternehmen für eine Kandidat:in entschieden hat und diese Person die Stelle antreten möchte, ist das Bewerbungsverfahren abgeschlossen. Bei der finalen Auswahl entscheidet das Gesamtpaket der Bewerber:innen. Deshalb nimm eine Absage nie persönlich! Es kann sein, dass eine andere Kandidat:in genau den richtigen Blumenstrauß aus Tech-Stack und Social Skills mitgebracht hat. Letztlich ist eine Personalentscheidung oft subjektiver geprägt, als viele denken. Die Personalfachleute und Kolleg:innen aus den Fachabteilungen müssen einschätzen, ob die Chemie stimmt. Ob sie sich für die richtige Person entschieden haben, zeigt sich ohnehin erst on the job, nämlich in der Probezeit. Und auch Du bekommst erst im neuen Joballtag einen richtigen Eindruck, wie die Zusammenarbeit im Team tatsächlich ist. Ist der Arbeitsvertrag unterschrieben, erhalten alle anderen mit denen Gespräche geführt wurden eine offizielle Absage.

Du siehst, ein Bewerbungsverfahren ist zeitaufwendig und nicht nur für Dich auf der Seite der Bewerber:innen aufregend. Auf beiden Seiten gibt es jede Menge Hoffnungen und Erwartungen, die nicht immer erfüllbar sind. 

Damit Du gut durch den Bewerbungsmarathon kommst: 

  • Behalte den Überblick über Deine Bewerbungen!
    Leg’ Dir einen (digitalen) Ordner an, in dem Du die jeweiligen Stellenausschreibungen als Screenshot oder PDF ablegst. Wenn Du zum Gespräch eingeladen wirst, ist die Anzeige wahrscheinlich nicht mehr online. Blöd, wenn Du dann noch mal kurz die geforderten IT-Skills checken willst. Dokumentiere, wann Du Deine Unterlagen abgeschickt hast, oder wann Du Deine Daten im Karriereportal des Unternehmens hinterlegt hast.
  • Keine Antwort? Hake nach!
    Hast Du nach mehreren Wochen keine Rückmeldung bekommen, kannst Du ruhigen Gewissens in der Personalabteilung nachfragen. Es ist normal, dass eine Antwort mehrere Wochen auf sich warten lässt. Eine Eingangsbestätigung bekommst Du in der Regel innerhalb weniger Tage. Studien zeigten, dass rund 87 % der Unternehmen innerhalb von zwei Wochen auf Deine Bewerbung reagieren, jedes vierte sogar binnen drei Arbeitstagen. Noch geschickter ist es, wenn Du noch einen weiteren Grund für Deinen Anruf hast, z.B. weil Du Dich erkundigen möchtest, ob Du an einem Standort in Deiner Nähe arbeiten kannst, obwohl der nicht explizit in der Ausschreibung erwähnt wurde.
TL;DR:
  • Durchschnittlich dauert ein Bewerbungsverfahren mindestens 2 Monate. Als Bewerber:in brauchst Du also eine große Portion Geduld.
  • Recruiting ist individuell. Jedes Unternehmen handhabt sein Bewerbungsprozess anders. Je nach Position, Branche und Unternehmensgröße reichen die Schritte im Bewerbungsverfahren von einem Bewerbungsgespräch bis zum mehrtägigen Assessment Center.
  • Je besser Deine Unterlagen und Deine Vorbereitung, desto besser sind Deine Chancen auf den Job. Trotzdem solltest Du eine Absage nie persönlich nehmen. Manchmal ist eine Kleinigkeit das entscheidende Zünglein an der Waage. Ob Kandidat:in und Unternehmen wirklich ein Match sind, entscheidet sich ohnehin erst während der Probezeit.