Souverän im virtuellen IT-Vorstellungsgespräch

Dein erstes Skype Bewerbungsgespräch steht an? Diese Dos und Don’ts solltest Du kennen

Annika Schneider
Laptop-Screen zeigt Fenster mit offenem Call und Codelines in einem anderen Fenster

Spätestens seit Corona sind virtuelle Job-Interviews zum Standart in Bewerbungsverfahren geworden. es kann also gut sein, dass Du das erste Gespräch mit Deinem potenziellen Chef oder Deiner potenziellen Chefin von zu Hause aus führst. Dass Du dabei in Deiner gewohnten Umgebung bist, kann für Dich ein Vorteil sein – schließlich ist man in den eigenen vier Wänden normalerweise entspannter als an einem unbekannten Ort.

Auf die leichte Schulter nehmen solltest Du ein Bewerbungsgespräch per Webcam aber auf keinen Fall! Generell gilt: Auf virtuelle Vorstellungsgespräche musst du dich genauso intensiv vorbereiten wie auf die persönliche Einladung ins Unternehmen – sonst kommt es zur letzteren womöglich gar nicht erst.

Tipps für Dein Bewerbungsgespräch via Video Call – so bereitest Du Dich vor

Der Inhalt

Beim Inhalt gilt das Gleiche wie bei Offline-Job-Interviews: Du solltest darauf vorbereitet sein, Dich und Deine Qualifikationen kompetent und überzeugend vorzustellen. Die Chance, mehr über Deinen künftigen IT-Job und das Unternehmen zu erfahren und Dich face-to-face zu präsentieren, solltest Du bestmöglich nutzen. Für beide Seiten gilt: Der erste Eindruck zählt!

Wenn Du schon nach wenigen Sätzen ins Stottern gerätst oder einen halbstündigen Monolog hältst, wirkt das nicht besonders überzeugend. Struktur ist alles! Und die bekommst Du am besten mit etwas Übung schon vor dem Gespräch. Frage am besten in Deiner Familie oder Deinem Freundeskreis, ob jemand das Gespräch mit Dir per Videochat mal durchspielt. Auf diese Weise kannst Du Dich an die Situation schon mal gewöhnen. Dann gehen Dir die Sätze auch im „Ernstfall“ flüssig über die Lippen. Je besser vorbereitet und entspannter Du bist, desto authentischer wirst Du auf Dein Gegenüber wirken.

Auch auf Fragen zu Deinem Werdegang und zu Deiner Motivation solltest Du vorbereitet sein. Meist hilft es, wenn Du Deinen eigenen Lebenslauf beim Gespräch vor Dir liegen hast – dann vergisst Du nichts Wichtiges.

Außerdem überlegst Du Dir am besten schon vorher, welche Fragen Du selbst an das Unternehmen hast, und machst Dir dazu ein paar Notizen: Wie groß ist das IT-Team, in dem Du arbeiten sollst? Welche Hardware-Ausstattung erwartet Dich? Gibt es regelmäßig Angebote zur fachlichen Weiterbildung? Was sonst noch wichtig ist, um auf Dein Job-Interview gut vorbereitet zu sein, kannst du in unserem Artikel zu Vorstellungsgesprächen nachlesen oder Du schaust bei Niklas auf Youtube vorbei: Er gibt Dir hilfreiche Tipps, wie Du im Vorstellungsgespräch allgemein von Dir überzeugen kannst.

Die Kleidung

Auch beim Dresscode gilt: Wenn das Gespräch per Videokonferenz stattfindet, solltest Du Dich so anziehen, wie du es auch bei einem Ortstermin im Unternehmen tun würdest. Jogging-Hose oder ein zerknittertes Hemd vom Vortag sind tabu! Dein Gegenüber nutzt das Gespräch schließlich, um herauszufinden, ob Du ins Unternehmen passt. Deswegen solltest du auch in einem virtuellen Bewerbungsgespräch sowohl authentisch als auch professionell auftreten.

Der steife Anzug mit Krawatte wird von Bewerber:innen für IT-Positionen in den meisten Fällen nicht erwartet – das hängt aber vom Arbeitgeber ab. Am besten schaust Du vorher auf der Homepage oder in den Social-Media-Kanälen des Unternehmens, welcher Dresscode dort gilt.

Die Technik

Als IT-Profi ist es für Dich natürlich keine Herausforderung, die Technik für das virtuelle Vorstellungsgespräch zu meistern. Trotzdem solltest Du nicht erst wenige Minuten vor dem Gespräch feststellen, dass die Webcam nicht funktioniert. Damit ist natürlich nicht der Selfie-Modus Deines Handys gemeint, sondern eine möglichst statische Cam an Deinem PC oder Laptop. So hast Du die Hände frei und kannst entspannt sprechen.

Am besten testest Du am Vortag schon mal Kamera und Mikro (falls Du beides nicht sowieso regelmäßig nutzt). Dann kannst Du Dich in den Minuten vor dem Gespräch voll auf den Inhalt konzentrieren.

Logisch ist auch, dass Du für das Gespräch einen Ort wählst, an dem Du eine stabile Internetverbindung hast. Jedes Ruckeln und jeder Tonaussetzer lenken vom eigentlichen Zweck des Gesprächs ab: Schließlich wollen das Unternehmen und Du herausfinden, ob Ihr zusammenpasst – ohne störende Technikprobleme, die im Zweifel nur die Nervosität steigern.

Bei der Software setzen die meisten Unternehmen auf Video-Konferenz-Tools wie Google Hangouts, Skype, Go To Meeting, Zoom oder spezielle Recruiting-Programme wie z.B. Cammio. Die Bedienung ist selbsterklärend – vorbereiten musst Du Dich darauf nicht. Da Web-Interfaces der Regelfall sind, ist meist auch keine Installation erforderlich.

Der Hintergrund

Im Vergleich zum „echten“ Vorstellungsgespräch hat das virtuelle Job-Interview per Video eine große Besonderheit: Während der Arbeitgebende im ersten Fall für den Raum und Rahmen verantwortlich ist, hast Du die Umgebung beim Video-Gespräch selbst in der Hand. Es lohnt sich, sich darüber ein paar Gedanken zu machen.

Deine Checkliste für das Vorstellungsgespräch per Skype und Co.:

Dos

✔ Wähle für das Gespräch einen Ort, an dem Du Dich wohlfühlst und entspannt sprechen kannst.

✔ Sorge dafür, dass Du für die Dauer des IT-Job-Interviews nicht gestört wirst. Gib Familienmitgliedern und Mitbewohnenden vorher Bescheid. Haustiere sollten nicht im gleichen Raum sein.

✔ Der Hintergrund im Bild sollte möglichst neutral sein – dann kann sich Dein Gegenüber voll auf Dich konzentrieren und wird nicht abgelenkt.

✔ Lege Dir einen Block oder ein Tablet bereit, damit Du während des Gesprächs Notizen machen kannst.

Don’ts

✘ Der Raum darf nicht zu dunkel sein. Achte deswegen auf die richtige Beleuchtung. Du solltest im Bild gut zu sehen sein!

✘ Cafés, Uni-Bibliotheken und andere öffentliche Orte sind für virtuelle Job-Interviews nicht geeignet, weil sie laut sind und keine Privatsphäre bieten.

✘ Vorsicht mit unpassenden Hintergründen: Vollgestellte Regale, Poster und Action-Figur-Sammlungen wirken schnell unprofessionell und verraten womöglich mehr über Dein Privatleben als geplant!

Entspannt im Gespräch

Damit Du möglichst entspannt ins Gespräch startest, bist Du am besten spätestens 10 Minuten vor der vereinbarten Uhrzeit startklar. Dann kannst Du noch einmal durchatmen und kurz durchgehen, was Du im Gespräch rüberbringen willst. Der Arbeitgebende ruft Dich dann an.

Bei virtuellen Vorstellungsgesprächen ist es eher unüblich, dass sich auf Unternehmerseite allzu viele Teilnehmende am Gespräch beteiligen und Fragen stellen. Schließlich geht es darum festzustellen, ob Du grundsätzlich zum Unternehmen passt und ob Du die relevanten Qualifikationen mitbringst. Umgekehrt ist es die Möglichkeit für Dich, herauszufinden, ob das Unternehmen und Arbeitsumfeld zu Deinen Vorstellungen passt.

Vielleicht sprichst Du nur mit jemandem aus der Personalabteilung oder mit Deiner zukünftigen Chef:in aus der Fachabteilung. Vielleicht sind aber auch beide zugeschaltet. Du kannst schon bei der Terminvereinbarung abklären, mit wem Du sprechen wirst und wie lange das Interview ungefähr dauern soll. Dann kannst Du Dich optimal darauf vorbereiten und Missverständnisse vermeiden. In der Regel dauern Vorstellungsgespräche per Video genauso lang wie ein Bewerbungsgespräch vor Ort.

Dass Ihr Euch während des Gesprächs per Video-Übertragung sehen könnt, ist das für Dich ein Vorteil. Dann kannst Du besser einschätzen, ob Deine Antworten den Erwartungen Deines Gegenübers entsprechen. Mimik und Gestik sind wichtige Hinweise darauf, wie das Gespräch läuft. Deswegen solltest Du auch auf Kopfhörer oder ein Headset lieber verzichten, damit Du Dich ganz natürlich gibst.

Tipps

  • Achte während des Gesprächs darauf, immer wieder in die Kamera zu schauen und nicht nur auf Dein Gegenüber im Bildschirm. Wenn Du zur Seite aus dem Bild blickst und den direkten Augenkontakt vermeidest, wirkt das schnell unsicher.
  • Und nicht vergessen: Während des Interviews konzentriert zuhören und – wenn Du selber redest – Deinen Gesprächspartner:innen immer wieder die Möglichkeit geben, Dich zu unterbrechen. Aus lauter Nervosität minutenlang durchzureden, ist keine gute Idee.

Und dann?

Am Ende des Gesprächs teilt Dir der Arbeitgebende mit, wie es jetzt weitergeht. Meistens bekommst Du spätestens in den nächsten paar Tagen eine Rückmeldung. Grundsätzlich gilt: Bevor Du mit einem Fragezeichen aus dem Gespräch gehst, im Zweifel immer nachfragen! Das wirkt verbindlich und interessiert und ist nie falsch.

Mit Rückfragen klärst Du offen gebliebene Fragen und punktest gleichzeitig bei Deinem Gegenüber:

  • Wie wird Deine Einarbeitung ablaufen?
  • In Zeiten von Social Distancing gibt es dabei ein paar besondere Punkte zu klären: Sind Teile des Teams noch im Office oder arbeiten alle von zu Hause aus?
  • Hast Du feste Ansprechpersonen, falls der Onboarding-Prozess remote organisiert wird?
  • Bekommst Du die notwendige Hardware im Home-Office gestellt?
  • Auf welchem Weg erhältst Du die Zugänge für die relevanten Tools und Kommunikationsmedien, um möglichst reibungslos starten zu können?

Normalerweise gilt: Wenn das Unternehmen Interesse hat, lädt es Dich auch noch zu einem persönlichen Job-Interview ein. Das ist auch für Dich wichtig: Schließlich kannst Du Dir nur vor Ort ein Bild davon machen, ob die Unternehmenskultur zu Dir passt und ob Du Dich im Team wohlfühlst. Ein virtuelles Vorstellungsgespräch kann diesen Eindruck nicht völlig ersetzen.

Bis die aktuelle Ausnahmesituation vorbei ist, könnte es mit dem persönlichen Kennenlernen noch etwas dauern. Umso wichtiger ist, dass das virtuelle Job-Interview gut läuft und keine Fragen offen lässt. Wir wünschen Dir viel Erfolg!

TL;DR:
  • Der erste Eindruck zählt! Bereite Dich also auf das virtuelle Vorstellungsgespräch genauso intensiv vor, wie Du es für eines im Büro machen würdest.
  • Überprüfe noch einmal Deine Technik: Sound und Videoqualität sollen Dich nicht vom Gespräch ablenken.
  • Vorsicht mit der umfangreichen Action-Figur-Sammlung im Hintergrund und achte darauf, dass Du während dem gesamten Gespräch nicht gestört wirst.
  • Augenkontakt und Gesprächspausen sind Online genauso wichtig, wie beim Interview vor Ort.
  • Bevor Du mit einem Fragezeichen aus dem Gespräch gehst, im Zweifel immer nachfragen!