Julia Nolbergs, Senior Software Engineer
Die Branche ist so vielseitig, dass ganz unterschiedliche Menschen hier ihren Platz finden.
Von Julia Nolbergs
Was war deine Motivation für ein duales Studium im Bereich Wirtschaftsinformatik?
Während meiner Realschulzeit standen zunächst Ausbildungen im Vordergrund. Zu dem Zeitpunkt habe ich mich dort aber noch nicht gesehen, weshalb ich direkt danach mein Abi an einem Wirtschaftsgymnasium gemacht habe. Durch das Unterrichtsfach IT konnte ich bereits erste Einblicke in die Informatik gewinnen, z.B. wie programmiert man. Nach dem Abi habe ich mich informiert, wie es für mich weitergehen soll. Dann habe ich an einer Infoveranstaltung der Agentur für Arbeit teilgenommen. Dort wurde das Konzept des dualen Studiums vorgestellt. Die Idee, Studium und Berufserfahrung zu kombinieren, hat mich direkt angesprochen. Ich hatte damals noch nicht so viel Vorwissen im IT-Bereich und wollte trotzdem etwas machen, das zukunftsorientiert ist. Wirtschaftsinformatik war für mich der perfekte Mix.
Wie sah dein Weg nach dem dualen Studium aus? Hattest du von Anfang an das Ziel, in die Cloud-Entwicklung zu gehen?
Ich hatte zu Beginn meines dualen Studiums nicht das feste Ziel, später in die Cloud-Entwicklung zu gehen. Das hat sich erst im Laufe der Zeit so entwickelt. Während des Studiums habe ich, wie es im dualen Modell üblich ist, verschiedene Abteilungen durchlaufen. Anfangs wurde ich noch zugeteilt, später konnte ich mir die Bereiche selbst aussuchen. Über den internen Azubimarktplatz bin ich dann auf die Business Unit „Operations“ aufmerksam geworden. Dort hatte ich einen Mentor, der selbst an internen Projekten gearbeitet hat und ein echter Fan der Cloud war. Er hat mir die Microsoft Azure Cloud nähergebracht, und ich konnte erste Erfahrungen sammeln. Später war er sogar Mitgründer der internen Cloud Unit und hat mich dann ein bisschen mitgezogen. Während meiner Ausbildung wurde ich dann gefragt, ob ich das Thema weiterverfolgen möchte und genau das habe ich gemacht. Ich bin im Azure-Bereich geblieben und wurde nach meinem Dualen Studium auch dort übernommen. Schließlich war ich drei Jahre lang im Azure-Team und bin nun Anfang 2025 ins AWS-Team gewechselt.
Was genau machst du als Senior Software Engineer im Bereich AWS Services?
Als Senior Software Engineer im Bereich Cloud des AWS-Teams bin ich in ganz unterschiedlichen Aufgaben eingebunden. Man programmiert auf jeden Fall nicht 24/7. Ein großer Teil meiner Arbeit besteht aus Beratung und Kommunikation, zum Beispiel in Kundenworkshops. Dabei unterstütze ich Unternehmen, die in die Cloud migrieren wollen je nach Bedarf entweder mit einzelnen Anwendungen oder auch mit komplexeren Infrastrukturen. Ich helfe dabei, den richtigen Weg in die Cloud zu finden, schätze Aufwände ab und berate bei der Umsetzung. Mein Hauptfokus liegt aber definitiv auf der Entwicklung und im Bereich der Cloud-nativen Lösungen. Ich skripte und programmiere viel für die Infrastruktur, die man in der Cloud aufbaut. Generell kann man auch sagen, dass es eine Art kreative Arbeit ist, da die AWS über 200 Services anbietet. Was mir auch besonders gefällt: Unsere Unit arbeitet selbstorganisiert. Es gibt keine klassischen Teamleiter, sondern viel Eigenverantwortung und Zusammenarbeit im Team auf Augenhöhe.
Gibt es ein besonders spannendes Projekt, an dem du mitgearbeitet hast?
Ich habe schon an vielen spannenden Projekten mitgearbeitet, aber eins ist mir besonders im Kopf geblieben. Es war eines meiner ersten Projekte im AWS-Team und läuft aktuell noch. Ziel war es, eine Automatisierung zu entwickeln, um monatlich SLA-Reports an den Kunden zu senden. Dabei hatte ich die Möglichkeit, viele AWS-Services kennenzulernen, besonders im Serverless-Bereich. Das hat mein Interesse geweckt, mich in diesem Bereich weiter zu spezialisieren. Das Projekt hat mir geholfen, tiefer in die AWS-Welt einzusteigen und praktische Erfahrung zu sammeln.
Wie kam es dazu, dass du neben deiner technischen Arbeit auch als Ausbildungsbeauftragte tätig bist?
Da ich selbst meine Ausbildung bei BTC gemacht habe, wusste ich genau, wie die Abläufe funktionieren und wo es vielleicht noch Verbesserungspotenzial gibt. Ich habe mir gewünscht, etwas zurückzugeben und meine eigenen positiven Erfahrungen weiterzugeben, aber auch Dinge zu optimieren. In unserer selbstorganisierten Struktur in der Cloud Unit kann jede*r operativen Rollen übernehmen, darunter auch die Ausbildungskoordination. Ich habe mich aktiv eingebracht, war zwischenzeitlich auch im Recruiting tätig und habe mich um Themen wie Onboarding und Offboarding gekümmert. Das Onboarding ist übrigens ein Bereich, in dem ich auch heute noch sehr aktiv bin.
Welche Aufgaben hast du als Ausbildungsbeauftragte?
In meiner Rolle als Ausbildungsbeauftragte unterstütze ich unser zentrales Ausbildungsteam bei der Einsatzplanung. Ich achte darauf, dass unsere Auszubildenden passende Fachmento*rinnen zur Seite gestellt bekommen und sich gut im Unternehmen zurechtfinden. Ein großer Bestandteil ist außerdem das Onboarding, also der Einstieg der neuen Kolleginnen.
Was rätst du jungen Menschen, die sich für eine Karriere in der IT interessieren?
Die IT-Branche ist extrem dynamisch und verändert sich schnell. Wer hier erfolgreich sein will, sollte keine Angst davor haben, ständig Neues zu lernen. Technisches Vorwissen ist hilfreich, aber nicht zwingend notwendig. Entscheidend ist, dass man Lust hat, sich weiterzuentwickeln. Ich hatte anfangs auch wenig IT-Kenntnisse, aber durch Motivation und Lernbereitschaft bin ich sehr gut reingekommen. Wenn man für die IT brennt, ist das oft schon die halbe Miete.
Welche Eigenschaften sind besonders wichtig für einen erfolgreichen Start in die IT-Welt?
Aus meiner Sicht sind vor allem logisches Denkvermögen und Problemlösungsfähigkeit wichtig. In der IT begegnet man immer wieder neuen Herausforderungen, für die man kreative und funktionale Lösungen finden muss. Gleichzeitig ist die Branche so vielseitig, dass ganz unterschiedliche Menschen hier ihren Platz finden.
Was sind deine größten Learnings aus deiner bisherigen Karriere?
Ein ganz wichtiges Learning für mich war: Man sollte sich am Anfang unbedingt ausprobieren. Ich habe zum Beispiel über ein Jahr lang technische Projektleitung in Kundenprojekten übernommen. Das war nicht mein endgültiger Weg, aber eine wertvolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Jede Station bringt etwas fürs eigene Wachstum.
Gibt es eine Situation, in der du besonders stolz auf dich oder dein Team warst?
Ja, definitiv. Vor über zweieinhalb Jahren haben wir im Rahmen der Selbstorganisation die Steuerungsrolle „Personalentwicklung“ gegründet. Unser Ziel war es, Themen wie Feedbackgespräche, Kommunikation oder Onboarding strukturell zu verankern. Besonders das Onboarding wollten wir verbessern. Heute bekommen neue Kolleg*innen eine persönliche Begrüßung vor Ort und sehr gutes Feedback zu ihrem Start. Auch die Ausbildung gehört zu diesem Bereich und wir sind z. B. auch beim Bootcamp mit dabei. Ich bin stolz darauf, dass diese Struktur immer noch besteht und sich stetig weiterentwickelt.
Gab es ein Vorurteil über die IT-Branche, das sich für dich als falsch herausgestellt hat?
Ich bin ehrlich gesagt ziemlich unvoreingenommen an die Sache herangegangen, vielleicht auch ein bisschen naiv. Natürlich fällt im Alltag auf, dass der Männeranteil in der IT noch hoch ist. Aber ich sehe auch, dass immer mehr Frauen in die Branche kommen, und ich unterstütze das total. Es gibt absolut keinen Grund, warum Frauen nicht genauso in der IT arbeiten sollten. Ein weiteres Vorurteil betrifft den Mathe-Anteil: Viele denken, IT sei gleich Mathematik. In Wahrheit ist das aber eher zweitrangig – für die Entwicklung von Anwendungen braucht man vor allem logisches Verständnis.
Wo siehst du dich in den nächsten Jahren? Gibt es noch Ziele, die du verfolgst?
Fachlich möchte ich mich im Bereich AWS noch weiterentwickeln. Ich bin erst zum Jahreswechsel in den Bereich gewechselt und habe noch viele Themen, in die ich tiefer einsteigen möchte. Zertifizierungen und Schulungen stehen definitiv auf meiner Agenda und bei BTC wird das auch gut unterstützt. Auf persönlicher Ebene zieht es mich perspektivisch mehr in Richtung Kommunikation und Beratung. Ich möchte künftig stärker beratend tätig sein und Kunden auch strategisch begleiten.
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