Frances E. Allen, Informatikerin
It was an extraordinarily ambitious compiler for the time, when even hash tables were not yet well understood. One compiler, three source languages, targeted to two machines, Stretch and Harvest.
Frances E. Allen
Frances Elizabeth Allen war es gewohnt, Neuland zu betreten: Sie war zum Beispiel das erste von sechs Kindern, die erste weibliche IBM Fellow und die erste Frau, die den Turing-Award gewann. Als praktisch veranlagter Mensch suchte sie stets nach der besten Lösung und war somit nicht nur für die Compiler-Technologie von Bedeutung, sondern auch als eine der ersten beachteten Frauen in IT-Berufen.
Damals…
… sollte das bei IBM eigentlich nur ein Studentenjob werden. Die junge Frances E. Allen war bereits Lehrerin und unterrichtete in Angewandter Mathematik: Sie brachte den Farmerskindern alles bei, was sie für ihre spätere Karriere an Berechnungen brauchten – ohne Lehrbücher, denn die gab es für diese Themen noch nicht. Selbst auf einer Farm ohne Elektrizität groß geworden, folgte Fran ihrer Mutter in den Lehrerinnenberuf, den sie nach zwei Jahren Lehrtätigkeit jedoch mit einem Master in Mathematik manifestieren sollte. Also begann sie 1956 ihr Studium an der Universität von Michigan, wo sie lernte, mit einem IBM 650 zu kommunizieren.
Als Fran Allen im Juli 1957 ihren Studijob bei IBM startete, musste sie den dortigen Wissenschaftlern und Assembler-Profis Fortran beibringen – und die neue Programmiersprache freilich auch selbst lernen. Dabei fielen ihr viele Verbesserungen ein, von denen Fortran fortan profitierte. Von hier an pflastert so mancher Meilenstein Allens Weg: Zunächst entwickelte sie mit zwei Kollegen “MAD”, das Monitored Automatic Debugging System, wobei das Thema Compiler zu dem tragenden Motiv in Allens gesamter Karriere wurde. Via IBM landete sie bei den Supercomputern Stretch und Harvest, der NSA-Version von Stretch. Von 1959 bis 1965 war Frances Allen für die National Security Agency an der Entwicklung von Alpha beteiligt, einer Programmiersprache für die Kryptoanalyse. Zurück bei IBM leitete sie das Projekt Y zur Compiler- und Programmoptimierung, aus dem das Advanced Computing System (ACS) hervorging. Anfang der 1980er gründete sie die Parallel Translation Group PTRAN zur Erforschung von Compilern für Parallelrechner und entwickelte grundlegende Algorithmen und Techniken der Programmoptimierung. 1989 wurde Frances E. Allen als erste Frau zum “IBM Fellow” ernannt. Seit den 1980ern trat sie als IBM-Mentorin aktiv für Frauen in MINT-Berufen ein und half, unsichtbare Mauern abzubauen, die sie selbst überwunden hatte.
Von wegen Studentenjob: Am Ende blieb Fran Allen mehr als 45 Jahre bei IBM und arbeitete bis 2002 für PTRAN an der Parallelrechner-Programmierung, aus der das Supercomputer-Projekt Blue Gene/L resultierte. 2006 wurde ihr – inzwischen Rentnerin – der Turing-Award verliehen. Auch hier war sie erneut die erste Frau. Am 4. August 2020, mit auf den Tag genau 88 Jahren, starb Frances E. Allen an den Folgen von Alzheimer.
Heute…
… findet man Frances E. Allens Spuren in vielen Bereichen der Informatik. Ohne Ihre Ideen zur Compiler-Technik, der Programmoptimierung und dem Parallelismus wären moderne High-Performance-Apps schwer denkbar. Aber die IT profitiert auf noch eine viel allgemeinere Art und Weise von dem Leben und Wirken der Wissenschaftlerin: Denn Frances E. Allen hat sich zeitlebens dafür eingesetzt, dass Frauen ihren Platz in der Informatik-Welt finden und einnehmen. In einer ihrer früheren Schülerinnen, der Informatik-Forscherin Anita Borg, fand Allen eine glühende Mitstreiterin, deren Institute for Women in Technology (heute AnitaB.org) Frauen in der IT pusht, auch über den Tod beider Pionierinnen hinaus. Frances Allen ebnete so manchen Weg – deshalb finden wir sie einfach erstklassig!
Bild: Frances E. Allen, von Rama, CC BY 2.0 via Wikimedia Commons, zugeschnitten