Ein Hörsaal voller Männer. Das ist in der Informatik kein seltener Anblick. Nur knapp 18 % der Studenten sind weiblich, bei den IT-Azubis sind es sogar nur 9 %. Wir stellen uns die Frage, wieso sich so wenige Frauen für die IT-Welt begeistern.
There are no women on the Internet
Natürlich sind Frauen online. Sie stellen die Mehrheit in den sozialen Netzwerken, sie shoppen und spielen Social Games. Produziert werden die digitalen Welten allerdings von Männern. Eine Infografik von "Women Who Tech" veranschaulicht, dass immer noch in erster Linie Männer die Gründer, Erfinder und Entwickler im IT-Business sind – Frauen dagegen die Konsumenten.
Ein Blick zurück
Die IT-Arbeitswelt hat sich zu einer Männerdomäne entwickelt. Was viele nicht wissen: Die ersten Programmierer waren weiblich. Programmieren war noch in den 80er Jahren ein typischer Frauen-Job. Allerdings ging es damals in der Regel um Fleißarbeiten für Bürokräfte mit niedrigem Status.
Eine der wenigen Ausnahmen war Grace Hopper, eine der Pionierinnen der Informatik. Sie arbeitete mit dem Mark I, dem ersten vollelektronischen Rechner der Welt. Sie erfand den Compiler und die Bezeichnung "Bug". Und sie war überzeugt, dass Frauen die besseren Coder sind:
Man muss vorausplanen und alles so terminieren, dass es fertig ist, wenn man es braucht. Das geht nur mit Geduld und dem Blick für Details. Frauen sind Naturtalente im Programmieren.
IT-Branche wirbt um Frauen
Im Jahr 1987 lag der Frauenanteil unter den Software-Entwicklern in den USA bei 42 %. Davon sind heute alle westlichen Industrienationen weit entfernt. Eine Bitkom-Umfrage hat ergeben, dass in deutschen Unternehmen der IT-Branche durchschnittlich nur 15 % der angestellten Fachkräfte Frauen sind. In der Games Branche sind es laut Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware etwa 20 %.
Doch die IT-Arbeitgeber haben sich hohe Ziele gesteckt: Bis zum Ende des Jahres 2020 soll jede vierte IT-Stelle in Deutschland mit einer Frau besetzt sein. Viele ITK-Unternehmen sind bei der Förderung von Frauen Vorreiter. Die Deutsche Telekom etwa hat sich als erster DAX-Konzern eine Frauenquote für Führungspositionen auferlegt. Über Quotenregelungen lässt sich streiten und natürlich können sie nur eine Übergangslösung darstellen, die im Idealfall möglichst schnell wieder überflüssig wird.
Dass plötzlich um Frauen geworben wird hat in erster Linie ökonomische Gründe: Es gibt nicht genug Männer, um die vorhandenen freien IT-Stellen zu besetzen. Wegen des Fachkräftemangels versuchen Politiker, Verbände und Unternehmen schon seit Jahren, Frauen für die MINT-Fächer zu begeistern. Bisher bringen millionenschwere Image-Kampagnen wie "Komm mach MINT" aber noch nicht den erhofften Erfolg. Auch die freiwillig festgelegten oder gesetzlich vorgeschriebenen Quoten bringen wenig, wenn sich nach wie vor zu wenige Frauen für ein Informatikstudium entscheiden.