Wie funktioniert Scrum?
Agile Softwareentwicklung macht IT-Projekte transparenter, flexibler und effizienter. Seit dem "Manifesto for Agile Software Development" im Jahr 2001 sind agile Methoden mittlerweile im Arbeitsalltag angekommen. Scrum ist das erfolgreichste Framework für diese Vorgehensweise. Es wird von immer mehr Unternehmen eingesetzt und hat die Praxis der Softwareentwicklung nachhaltig verändert.
Projektmanagement triff auf Rugby
Scrum bedeutet übersetzt Gedränge. Es ist ein Fachbegriff aus dem Rugby, funktioniert aber in der Regel mit deutlich weniger intensivem Körperkontakt. Gemeint ist die Rugby-typische Bewegung des gesamten Teams als Einheit. Beim agilen Framework stehen deshalb keine technischen Methoden im Mittelpunkt, sondern Teamwork. Die Zusammenarbeit ist in kleinen, selbstorganisierten Teams geregelt. Alle treffen sich täglich im 15-Minütigen "Daily Scrum Meeting", um sich gegenseitig mit Statusberichten upzudaten
Kein Spiel ohne Regeln: die Scrum-Rollen
Beim agilen Projektmanagement nach Scrum gibt es drei klar definierte Rollen mit unterschiedlichen Aufgaben und Verantwortungsbereichen:
- Anstelle des klassischen IT-Projektmanagers gibt es im Scrum-Team den Product Owner, der mit den Stakeholdern im Austausch steht und deren Interessen vertritt. Er sagt dem Team, was entwickelt werden muss und pflegt das Product Backlog, in dem sich alle zu erledigenden Aufgaben befinden.
- Das Entwicklungsteam ist die nächste Scrum-Rolle. Wie bereits erwähnt, arbeitet es autark und selbstorganisiert und entscheidet, wie es die vom PO geforderten Features entwickelt. Es setzt sich aus 3-9 Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen zusammen. Das Entwicklungsteam füllt und verwaltet das Sprint Backlog.
- Die Rolle Scrum Master stellt sicher, dass das Team hindernisfrei und nach agilen Methoden entwickeln kann. Auf Wunsch sind Scrum Master auch mal beim Daily dabei oder moderieren Scrum-Events und andere Meetings.
Gute Karten
Bevor ein IT-Projekt starten kann, müssen die Anforderungen definiert sein. Diese Requirements werden auf Kärtchen im Product-Backlog priorisiert. Im zweiten Schritt wird ein definiertes Arbeitspaket aus dem Backlog ausgewählt, in weitere einzelne Tasks unterteilt (noch mehr Kärtchen) und im sogenannten Sprint in ein fertiges und auslieferbares Teilprodukt umgesetzt – Dokumentation und Tests inklusive. Während der Sprint-Phase dürfen die Anforderungen nicht mehr geändert oder ergänzt werden. Die auf den Kärtchen festgehaltenen Arbeitsschritte werden auf einem physischen oder virtuellen Board visualisiert. So ist für alle transparent, wer zu welchem Zeitpunkt an welchem Task arbeitet.
Die Scrum-Events
Es gibt verschiedene Regelmeetings im Scrum, die unterschiedlich häufig stattfinden und eine festgelegte Dauer haben. Jedes Event dient einem bestimmten Zweck und muss auf jeden Fall eingehalten werden. Hier ein Überblick über die Scrum-Events:
(Der Sprint umschreibt die Dauer eines Entwicklungszyklus in Scrum und ist kein eigentliches Event)
Dauer: 14 Tage (zwischen einer und vier Wochen sind erlaubt)
Beteiligte Rollen: Entwicklungsteam, evtl. Scrum Master
Zweck: Entwicklung eines zuvor im Sprint Backlog festgelegten, potenziell marktfähigen Produkts (Minimum Viable Product oder MVP)
Sprint Planning
Dauer: ½ Tag (4 Stunden)
Beteiligte Rollen: Entwicklungsteam, Scrum Master, Product Owner
Zweck: Initiierung des nächsten Sprints, Festlegung des Sprintziels und der dafür zu erledigenden Aufgaben, Überführung dieser Aufgaben aus dem Product Backlog ins Sprint Backlog.
Sprint Review
Dauer: 2 h bei 2-wöchigem, 4 h bei 4-wöchigem Sprint
Beteiligte Rollen: Entwicklungsteam, Scrum Master, Product Owner, Stakeholder
Zweck: Präsentation der Sprint-Ergebnisse (Inkremente), Feedback der Stakeholder, Abstimmung zum Status Quo des Product Backlogs und Überarbeitung desselben, Überprüfung der Rahmenbedingungen, Ausblick
Daily Standup
Dauer: 15 Minuten pro Tag, täglich am selben Ort und zur selben Zeit
Beteiligte Rollen: Entwicklungsteam
Zweck: tägliche Kurzabstimmung zu erledigten und anstehenden Aufgaben, Aufdecken von Klärungsbedarfen und evtl. notwendigen Sonderterminen (z.B. bei Hindernissen)
Sprint Retrospektive
Dauer: 1 ½ h bei 2-wöchigem, 3 h bei 4-wöchigem Sprint
Beteiligte Rollen: Entwicklungsteam, Scrum Master, (Product Owner)
Zweck: Team-Feedback zur Arbeitsweise des vergangenen Sprints, Aufdeckung von Verbesserungspotenzial bzgl. zwischenmenschlichen Interaktionen, Prozessen und Tools und Planung der Umsetzung des nächsten Sprints
Das Agile Manifest
Hinter dem agilen Framework steckt ein ganzes Mindset, das über die Einführung von Rollen und Regelmeetings noch weit hinausgeht. Das im Jahr 2001 von einer Gruppe von Softwareentwicklern – der Agile Alliance – veröffentlichte “Agile Manifesto for Software Development” drückt dieses aus:
- Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
- Funktionierende Software als umfassende Dokumentation
- Zusammenarbeit mit der Kund:in mehr als Vertragsverhandlung
- Reagieren auf Veränderung mehr als Befolgen eines Plans
Während die Agile Alliance die traditionellen Werte (rechts) durchaus wichtig findet, schätzt sie die agilen Werte (links) jedoch höher ein.
Im Prinzip geht es bei der agilen Entwicklung darum, den größten Mehrwert für die Kund:in zu generieren. Um das zu erreichen, sind ein paar Voraussetzungen nötig: Ein Unternehmen sollte sich nicht vor plötzlichen Veränderungen fürchten, sondern sich darauf einstellen. Zusammenarbeit und Kommunikation fördern. Einfachheit und eine hohe technische Qualität verfolgen. Motivierte Teams aufstellen, die sich kontinuierlich verbessern. All das setzt natürlich eine große Bereitschaft und ein Mindset voraus, das nicht jedes Unternehmen entwickeln kann oder möchte.
- Scrum ist das erfolgreichste Framework für agiles Arbeiten. Es wird von immer mehr Unternehmen eingesetzt und hat die Praxis der Softwareentwicklung nachhaltig verändert.
- Es gibt 4 verschiedene Regelmeetings im Scrum.
- Beim agilen Framework stehen keine technischen Methoden im Mittelpunkt, sondern Teamwork.