IT-Gesundheit
Wie groß ist die Gefahr für Leib und Leben im IT-Job? Im Vergleich zu Feuerwehrleuten, Minentaucher:innen oder Kampfmittelräumtrupps wohl eher gering. Gesundheit beginnt aber ja nicht erst bei körperlicher Unversehrtheit. Eine Studie von Golem.de zeigt: IT’ler:innen schätzen ihre eigene Verfassung zunehmend schlecht ein. Mehr als ein Drittel klagen über einen schlechten physischen Gesundheitszustand. Damit geht es ihnen wie vielen, die viel Zeit sitzend am Schreibtisch verbringen. Sogar mehr als die Hälfte schätzen daneben auch ihre mentale Gesundheit als schlecht der oder sogar sehr schlecht ein. Definitiv ein Anlass, sich die Risiken und Nebenwirkungen des IT-Berufsalltags einmal genauer anzuschauen. Denn: Es gibt Strategien, mit den spezifischen Herausforderungen im IT-Job umzugehen, ohne Dein Wohlbefinden für die Karriere opfern zu müssen.
IT-Gesundheit im Check: Risiken und Nebenwirkungen von Tech-Jobs
Was beim Betrachten der Studie besonders auffällt: Im Vergleich zu den Ergebnissen des Vorjahres, also von Ende 2023, zeigen die Zahlen ein Jahr später eine deutlich schlechtere Gesundheitsbilanz. 14 % weniger schätzen ihren körperlichen Gesundheitszustand als gut ein, 37 % der befragten IT’ler:innen ziehen ein insgesamt negatives Fazit. Bei der mentalen Gesundheit ist der Unterschied noch drastischer: Bezeichneten 2023 noch 36 % ihre psychische Gesundheit im IT-Job als schlecht, waren es Ende 2024 sogar 52 % - also mehr als die Hälfte. Umso wichtiger für Dich, Dir früh bewusst zu machen, wo Stressfaktoren lauern und Dich zu wappnen. Denn Gesundheit ist doch am Ende eigentlich das wichtigste!
Sitzen, Starren, Snacks: Wie Du körperlichen Beschwerden im IT-Job vorbeugst
Die naheliegenden Punkte zuerst: Den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und auf Bildschirme starren, ist für Deinen Körper nicht optimal. Früher oder später zwickt es im Kreuz, die Augen brennen und der schnelle Konzentrationskick winkt aus der Snackschublade. Ein IT-Job ist keine körperliche Schwerstarbeit, verlangt Deinem Körper durch einseitige Belastung aber einiges ab. Achte deshalb am besten auf die Basics:
- Arbeite an einem ergonomisch sinnvollen Arbeitsplatz
- Gönn Dir regelmäßige Bewegungspausen
- Erinnere Dich daran, regelmäßig zu trinken und vernünftig zu essen (Kaffee zählt nicht!)
Übrigens: Einige schwören auf Brillen mit Blaulichtfilter, um die Augen zu entspannen. Aus wissenschaftlicher Sicht, scheint da aber nichts dran zu sein. Besser ist es, Du achtest einfach darauf, öfter mal aus dem Fenster bzw. in die Ferne zu schauen und so durch Abwechslung der Sehbelastung entgegenzuwirken.
Mentale Gesundheit im IT-Job: Stress erkennen und raus aus dem Hamsterrad
Körperliche Beschwerden machen sich häufig schnell und eindeutig bemerkbar. Mentale schleichen sich dagegen oft leiser ein. Umso wichtiger, Deine psychische Gesundheit im IT-Job aktiv im Blick zu behalten.
Es gibt verschiedene Themen, die Dich in Bezug auf die Arbeit belasten können. Manche hängen konkret mit dem Arbeitsplatz zusammen, andere mehr mit den Arbeitsbedingungen. Drei Punkte der ersten Kategorie stechen in der Umfrage zur IT-Gesundheit deutlich heraus. Jeweils mehr als ein Drittel der befragten belastet:
- zu geringe finanzielle Anreize wie Sonderzahlungen (z. B. Weihnachtsgeld oder Erfolgsprämien)
- schlechte Wirtschaftslage (z. B. zu wenig Aufträge)
- unternehmensinterne Unruhen (z. B. neue Führungskräfte oder Fusionen)
Und auch bei den Arbeitsbedingungen lassen sich ganz klar Tendenzen erkennen. Hier sind die mit Abstand am häufigsten genannten Punkte:
- Stress durch hohen Termindruck (44 %)
- unklare inhaltliche Vorgaben bei der Arbeit (42 %)
- fehlende Wertschätzung (36 %)
Die Zahlen zeigen: Viele IT’ler:innen spüren definitiv mentale Belastungen. Das ist aber kein IT-Problem, sondern zeigt sich auch insgesamt in der Arbeitswelt von heute. 2024 ergab eine Studie der KKH Kaufmännischen Krankenkasse, dass stressbedingte Belastungsreaktionen so stark zugenommen haben, dass auf 100 Beschäftigte rechnerisch 112 Fehltage entfielen. Das ist ein neuer Höchstwert und ein Anstieg von rund 51 % im Vergleich zu 2019.
Aber nur weil es vielen so geht, heißt das nicht, dass es akzeptabel ist. Während stressige Phasen oder nervige Probleme zum Arbeitsleben dazugehören, solltest Du Deinen „Gesamtzustand“ stets im Blick behalten. Es gibt ein paar Warnsignale, die Dir zeigen können, wann aus Stress „zu viel Stress“ wird. Frage Dich:
- Nimmst Du Ärgernisse von der Arbeit regelmäßig mit in den Feierabend?
- Fühlst Du Dich überfordert, kannst aber gar nicht genau sagen, wovon?
- Hast Du Schlafprobleme, weil Dein Kopf auch nachts noch weiterrattert?
- Bist Du häufiger gereizt und ziehst Dich deshalb lieber zurück?
- Kopfschmerzen, Magenprobleme, Rückenbeschwerden – es zwickt ohne erkennbare körperliche Ursache?
Jedes dieser Anzeichen solltest Du ernst nehmen. Wenn Dein Berufsalltag negativ auf Deine Freizeit abfärbt, fehlt Dir schnell der Raum, den Dein Kopf zur Regeneration braucht. Die gute Nachricht: Mit den folgenden Tipps kannst Du daran arbeiten, überhaupt nicht in eine solche Stress-Spirale zu kommen.
Es gibt diese Tage, wo alle etwas wollen und Dir summt der Kopf. Ob innerhalb einer Aufgabe („Wie cool wäre bitte ein Dark Mode bei der Landingpage?!“) oder auch wenn sich verschiedene Themen ansammeln. Anstatt gelähmt zu sein von Erwartungen, zoom dich raus: Was ist ein Muss, was nice to have? Auch wichtig: Möglichst keine Aufgabe ohne Frist: Was muss sofort passieren, was hat bis nächste Woche Zeit? Diese Fragen helfen Dir, Dich zu fokussieren und mit Ziel und Verstand an die Arbeit zu gehen.
Denke in Etappen - die Tour de France radelt ja auch niemand am Stück. Du hörst: „Mach die neue Landingpage fertig!“. Anstatt jetzt in Panik zu verfallen oder dich in Detailfragen zu verfransen, packst Du Dir gut überschaubare Aufgabenpäckchen: Du klärst als allererstes die genauen Anforderungen und machst Dir daraus eine Aufgabenliste, die die Aufgabe in einzelne Schritte aufteilt. Von Content sammeln, über Grundgerüst bauen, übers Testing bis zum Deployment. Auf dieser Grundlage kannst Du Dir dann erreichbare Tagesziele setzen, um Druck rauszunehmen jeden Arbeitstag mit einem guten Gefühl zu beenden.
Es klingt nervig, ist aber nicht zu unterschätzen: Plane Erholungen gezielt ein. Mal bewusst offline sein, ein bisschen Bewegung in der Pause oder nach Feierabend, ein Hobby, das Dir Spaß macht - all das tut Dir gut, nicht zuletzt durch die Ausschüttung von Endorphinen. Die sind nicht nur Stimmungsaufheller, sondern helfen Deinem Körper auch, besser mit Stress umzugehen.
Bau Dir ein Netzwerk, das Dir Halt gibt: Kolleg:innen, die wissen, wie sich IT-Stress anfühlt, können mit Tipps oder einfach mit einem offenen Ohr unterstützen. Auch Mentor:innen oder Tech-Communities bieten Dir Austausch und neue Perspektiven. Und nicht zuletzt: Halte den Kontakt zu Freund:innen und Familie. Die haben vielleicht keine Ahnung von Deinem Code, aber sie bringen Dich auf andere Gedanken – und das wirkt manchmal Wunder.
Und wenn das alles nicht hilft, gilt natürlich im Job wie überall: Zögere nicht, Dir Hilfe zu holen! Ob ein klärendes Gespräch mit Vorgesetzten, ein Coaching oder ärztliche Hilfe, um wieder „on track“ zu kommen, ist kein Zeichen für Schwäche, sondern von Verantwortungsbewusstsein Dir und Deinem Umfeld gegenüber.
Work-Life-Balance im IT-Job: Warum gesunde Grenzen wichtig sind
Fast 90 % der IT‘ler:innen arbeiten zumindest teilweise remote, 71 % davon zu Hause, also im Homeoffice. Wenn Arbeit und Freizeit im Homeoffice ineinanderfließen, ist Abgrenzung Gold wert: Feste Arbeitszeiten, auch oder erst recht, wenn der „Heimweg“ von Schreibtisch zur Couch keine 10 Sekunden dauert. Auch echte, bewusste Pausen und Offline-Phasen helfen Dir, nicht dauerhaft „auf Sendung“ zu sein. Genauso wichtig: Nimm Signale Deines Körpers ernst. Krank ist krank.
Da nehmen es die meisten aber offenbar nicht so genau: Laut der Studie zur IT-Gesundheit arbeiten fast 90 %, auch wenn sie nicht fit sind. 13 % davon, auch wenn sie krankgeschrieben sind. Hauptgründe dafür sind die sowieso geringe Ansteckungsgefahr im Homeoffice. Aber auch die Sorge, dass Arbeit liegen bleibt und nachgeholt werden muss oder um die Kolleg:innen nicht zusätzlich zu belasten, sind häufig genannte Gründe. Fast ein Viertel der Befragten gibt an, sich unter Druck gesetzt zu fühlen, auch krank zu arbeiten. Aber mal ehrlich: Wenn Dein Arbeitgeber das wirklich von Dir erwartet, ist das eine Red Flag.
Die Studie zeigt außerdem: Gesundheitliche Themen werden heute in Unternehmen zumindest besprochen. 60 % der Befragten tauschen sich mit Teammitgliedern aus. Knapp zwei Drittel geben an, offen über körperliche Beschwerden mit Vorgesetzten sprechen zu können. Bei psychischen Beschwerden sind es mit 47 % deutlich weniger.
- Jede:r zweite ITler:in fühlt sich psychisch angeschlagen – körperlich ist es immerhin „nur“ jede:r Dritte.
- Ursachen für Gesundheitsbeschwerden im IT-Job: Bewegungsmangel, mentale Belastung durch Stress, Ungewissheit und mangelnde Anerkennung.
- Tipps für die IT-Gesundheit: Ergonomie, Bewegung, bewusste Abgrenzung und mentale Selbstfürsorge.
- Remote Work kann Work-Life-Balance erschweren. Deshalb: Grenzen setzen, Pausen ernst nehmen, Krankheiten auskurieren.
Einblicke
Henning Glashauser, AdminEinblicke
Anna Wanders, Expert – Cyber SecurityIT-Recruiting
KI im Recruiting