Wirtschaftsinformatik studieren
Durch die zunehmende Digitalisierung der Unternehmensabläufe und Wertschöpfungsketten haben Fachkräfte, die sich sowohl auf Betriebswirtschaftslehre als auch Informatik spezialisieren, beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Als Wirtschaftsinformatiker:in bist Du die Schnittstelle zwischen IT und Wirtschaft, bist Programmiererin und Wirtschaftsanalyst, Coder und Consultant. Dein interdisziplinäres Studium bereitet Dich darauf vor, softwaregestützte Antworten auf betriebswirtschaftliche Fragestellungen z.B. in der Strategieberatung zu finden. Der Studiengang Wirtschaftsinformatik heißt im Übrigen auf Englisch Business Informatics.
Das Studium der Wirtschaftsinformatik
In Deutschland gibt es aktuell über 850 verschiedene Studienangebote an über 250 Hochschulen für den Studiengang Wirtschaftsinformatik. Jede Universität setzt unterschiedliche Schwerpunkte zu den Studieninhalten – hier ein Beispiel von der TU Ilmenau:
- 10% Mathematische Grundlagen (z. B. Statistik)
- 31% Wirtschafts- und Rechtswissenschaften (z. B. Steuerlehre, Makro- und Mikroökonomie, Recht)
- 20% Grundlagen der Informatik (z. B. Datenbanken und Betriebssysteme, Entwicklung von Anwendungskomponenten)
- 22% Wirtschaftsinformatik (z. B. Geschäftsprozessmanagement, IT-Integration, ERP-Systeme)
- 3% Sprache und Studium Generale
- 14% Fachpraktikum und Bachelorarbeit
Regelstudienzeit und Numerus Clausus
Die Regelstudienzeit für den Bachelor in Wirtschaftsinformatik beträgt sechs Semester. Informiere Dich darüber, ob die Uni Deiner Wahl ein Praxissemester vorsieht. Dann studierst Du ein Semester länger.
Einige Universitäten haben einen lokalen NC für Wirtschaftsinformatik, der je nach Größe und je nach Anzahl der Studienbewerber:innen stark variiert. Zusätzlich setzen manche Universitäten ein sogenanntes Eignungsfeststellungsverfahren ein – zum Beispiel an der TU München: Hier ist neben Deiner Abiturnote noch ein Auswahlgespräch ausschlaggebend, ob Du zugelassen wirst. Aktuell reicht der NC für Wirtschaftsinformatik von 2,9 bis zu 1,6.
Die Module
Wenn Du Dich für ein Wirtschaftsinformatik Studium entscheidest, setzt sich Dein Grundstudium im Bachelor aus diesen vier Modulen zusammen:
Im Hauptfach Wirtschaftsinformatik geht es um die gängigen Methoden und Instrumente, die dazu dienen, Abläufe und Prozesse in Unternehmen mit Informationssystemen zu unterstützen oder vollständig abzubilden. Zum State of the Art der Business Software gehören Enterprise-Resource-Planning (ERP) Systeme, die der Planung, Steuerung und Optimierung von Geschäftsprozessen und -ressourcen dienen, wie beispielsweise dem Kapital, dem Personal oder der Produktion.
In den Informatikgrundlagen lernst Du, wirtschaftliche Themen und Probleme mithilfe von Modellen darzustellen und durch Algorithmen zu lösen wie beispielsweise verschiedene Geschäftsprozesse. Du wirst an Programmiersprachen wie C++ oder Java herangeführt und bekommst erste Einblicke in die Projektarbeit und die Arbeit mit Datenbanken.
Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Volkswirtschaftslehre (VWL) stehen ebenfalls auf Deinem Stundenplan – so bekommst Du ein Verständnis für die Mikro- und Makro-Perspektive auf wirtschaftliche Abläufe, Ziele, Zusammenhänge und Herausforderungen.
In BWL stehen operative Inhalte wie das Rechnungswesen, Jahresabschlüsse, das Personalwesen, die Produktion, Wertschöpfungsketten und Marketing im Vordergrund. Du befasst Dich mit Bilanzrechnungen, Betriebsbereichen und und lernst ganz grundsätzlich: wie ein Unternehmen erfolgreich wirtschaftet.
In VWL beschäftigst Du Dich einerseits mit Makroökonomie, also gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen – beispielsweise der Geldpolitik eines Landes, und andererseits mit Mikroökonomie, also kleineren wirtschaftlichen Systemen wie privaten Haushalten oder der Analyse von einzelnen Märkten z. B. dem Gütermarkt.
Deine Hilfsfächer vertiefen methodische Grundlagen der Mathematik und Statistik, wie beispielsweise Grundlagen der Analysis und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Du besuchst außerdem Seminare für Wirtschaftsrecht und lernst die juristischen Grundlagen des Geschäftsverkehrs. Mit Wirtschaftsenglisch erhältst Du das nötige Handwerkszeug für das Daily Business.
Der Aufbau des Studiums variiert je nach Schwerpunkt der Hochschule, beispielsweise durch einen stärkeren Fokus auf Informatik und Programmierung. In jedem Fall kannst Du Dich im Verlauf des Studiums – vor allem im Master – spezialisieren, etwa auf IT-Management oder IT-Projektmanagement. Eine weitere Möglichkeit ist, Deinen Master in Wirtschaftsinformatik als ein duales Studium anzugehen. Diese Zeitmodelle bieten verschiedene Universitäten an:
- Wöchentlicher Wechsel: Eine Woche Campus, eine Woche Betrieb.
- Geteilte Woche: 20 Arbeitsstunden pro Woche und der Rest ist Studium.
- Blockmodell: Hier wechselst Du alle drei Monate zwischen Campus und Unternehmen. Deine wöchentliche Arbeitszeit beträgt 40 Stunden.
Im Master bist Du dann studienbegleitend beispielsweise schon als Business Analyst tätig. Das bedeutet, Du sammelst qualifizierte Berufserfahrung, während Du parallel Dein Masterstudium absolvierst. Ein weiterer Vorteil ist, dass Du das Thema für Deine Abschlussarbeit direkt mit Deiner praktischen Tätigkeit verknüpfen und mit Deinem Arbeitgeber abstimmen kannst. Der ideale Mix aus Theorie und Praxis.
Deine Einsatzfelder
Als Wirtschaftsinformatiker:in hast Du eine große Auswahl an Möglichkeiten, ins Berufsleben einzusteigen. Im Grunde werden Deine Fähigkeiten, die Du Dir durch Deine Doppelqualifikation erwirbst, in Unternehmen aller Größen und Branchen gebraucht. Ob im FinTech-Startup, in mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, bei großen Banken oder internationalen Technologieunternehmen: Mit Deiner interdisziplinäre Qualifikation übersetzt du zwischen IT und Business und bist an vielen betrieblichen Schnittstellen gefragt.
Typische Berufe und Aufgaben:
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Als Business Analyst untersuchst Du IT-gesteuerte Geschäftsprozesse, definierst und optimierst die Systemanforderungen und spezialisierst Dich beispielsweise auf Business Intelligence oder Data Mining.
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Als Unternehmensberaterin unterstützt Du Betriebe und Organisationen bei wirtschaftlichen, technologiegetriebenen Abläufen und Entscheidungen, etwa bei der Auswahl und Implementierung von Unternehmenssoftware, die Du als IT-Berater:in individuell auf die Bedürfnisse der Kund:innen zuschneidest.
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Als Data Scientist beschaffst und analysierst Du große Datenmengen zur Unterstützung von unternehmerischen Entscheidungen, wie z.B. bei der Frage nach einer realistischen Wachstumsrate eines Betriebs.
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Als Anwendungsentwickler planst, entwirfst und implementierst Du Software und Apps zum Beispiel für den Vertrieb.
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Als IT-Projektmanagerin setzt Du die Konzepte der Kund:in für den termingerechten Einsatz von IT-Systemen um. Du stellst Projektpläne auf, koordinierst die Entwicklerteams und behältst dabei immer Budgets, Ressourcen und Deadlines im Blick.
Wenn Du Dich also nicht nur für die IT, sondern auch für die wirtschaftlichen Prozesse und die Herausforderungen der Digitalisierung in Unternehmen begeisterst, möglicherweise erste Kenntnisse in der Programmierung mitbringst und abstraktes, analytisches Vorstellungsvermögen besitzt, hast Du die besten Voraussetzungen für das Studium der Wirtschaftsinformatik.
- Im Bachelor umfasst Dein Stundenplan vier Kernmodule: Wirtschaftsinformatik, Informatikgrundlagen, wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagen und Hilfsfächer wie z.B. Wirtschaftsrecht.
- Als Wirtschaftsinformatiker:in arbeitest Du an der spannenden Schnittstelle von Business und IT und kannst damit sowohl im FinTech-Startup, mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, großen Banken oder internationalen Technologieunternehmen in den Beruf starten.
- Auf Deiner Visitenkarte könnte Business Analyst, Unternehmensberaterin, Data Scientist, SAP Anwendungsentwicklerin oder IT-Projektmanager stehen.