Informatiker im öffentlichen Dienst

Nerd vom Dienst – mit Apps gegen die Aktenberge

Jenny Tiesler
Als IT'ler:in wirst Du im öffentlichen Dienst dringend gebraucht.

Informatiker:in im öffentlichen Dienst – klingt mehr nach Aktenstaub als nach innovativem Arbeitgeber? Mit einem Job beim Staat verbinden die meisten starre Strukturen, viel Bürokratie und wenig Innovation. Als IT-Talent sorgst Du im öffentlichen Dienst für die Sicherung und den Schutz sensibler Daten oder bist als IT-Forensiker dem Cyber Crime auf der Spur. Oder vielleicht können wir dank Dir in Zukunft online wählen? Hoppla, klingt doch nicht so angestaubt, oder? Informatiker:innen sorgen z.B. in der Verwaltung von Behörden, Krankenhäusern, der Bundeswehr oder der Polizei für reibungslose Abläufe, funktionierende Fahndungsdatenbanken und kümmern sich in der IT-Sicherheit um den Schutz von Daten und Systemen. Wir zeigen Dir, was es für Dich als IT-Talent im öffentlichen Dienst zu tun gibt, welche Vorteile es für dich als Informatiker:in hat, in einer Behörde zu arbeiten und welche besonderen Herausforderungen im Staatsdienst auf Dich warten. Hat es Nachteile, wenn Du z.B. in der Softwareentwicklung bei der Stadtverwaltung arbeitest, statt in einem hippen Start-up oder Großkonzern? Was bringt Dir der Status als Beamt:in? All das schauen wir uns jetzt mal genauer an. Los geht’s!

IT-Fachkräfte werden im öffentlichen Dienst händeringend gesucht

Blicken wir auf die vergangenen Corona-Jahre zurück, haben die offenbart, dass es in Sachen Digitalisierung einiges aufzuholen gibt. Schätzungen zur Folge fehlen den Behörden, Bundesämtern und öffentlichen Einrichtungen rund 46.000 IT-Fachkräfte. Eigentlich sollten Dank des Online-Zugangsgesetz, das 2017 als Digitalisierungs-Task-Force der analogen Aktenbewältigung den Kampf ansagte, über 570 Verwaltungsleistungen bis 2022 digital angeboten werden. Die traurige Bilanz summiert sich gerade einmal auf 114 Leistungen, von denen ein Online-Antrag auch lediglich ein online ausfüllbares PDF sein kann, dass der Antragstellenden trotzdem ausdrucken und analog unterschreiben muss, bevor er es per Post ans Amt schickt. Es gibt also für IT-Talente wie Dich in der öffentlichen Verwaltung sehr viel zu tun!

Was ist der öffentliche Dienst?

Am besten klären wir zum Einstieg, was genau der ominöse öffentliche Dienst eigentlich ist. Rund 4 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland für den Staat – ob als Beamte, Tarifbeschäftige oder Soldat:innen. Und das tun sie in diesen Bereichen:

  • in der Allgemeinen und inneren Verwaltung, der Justiz-, Sozial- und Finanzverwaltung,

  • der Inneren und äußeren Sicherheit,

  • in der Ver- und Entsorgung,

  • der Erziehung und Bildung,

  • der Verkehr- und Infrastruktur,

  • dem Gesundheitswesen,

  • in Kunst und Kultur,

  • Technik, Wissenschaft- und Forschung

  • und Natur und Umwelt.

Du siehst, die Einsatzfelder sind sehr breit gefächert und reichen vom Zoll, dem Finanzamt, über die Schulverwaltung bis zu kulturellen Einrichtungen wie Bibliotheken und Museen. Die Beamt:innen und Angestellten sorgen im Bund, bei den Ländern oder ihren Kommunen dafür, dass Deutschland funktioniert, und zwar von der Ampelschaltung bis zur Zentralbank, und sie setzen sich damit für das Wohl unseres Gemeinwesens ein.

Als IT-Fachkraft kannst Du im öffentlichen Dienst auf diesen unterschiedlichen Ebenen tätig sein:

  1. dem Bund (z.B. beim Bundeskriminalamt, einem Bundesministerium oder der Bundeswehr)

  1. den Bundesländern (z.B. im Landeskriminalamt oder dem Landesrechnungshof)

  1. oder den Kommunen (z.B. bei der Stadtverwaltung, Bibliotheken oder Wasser- und Energieversorgern).

Wo kannst Du als Informatiker:in im öffentlichen Dienst arbeiten?

Stadt, Land, Bund: Ob im Gesundheitssektor, in der Energieversorgung, beim Bundesnachrichtendienst, dem Verfassungsschutz, beim Bundesverkehrsministerium oder in klassischen Bürgerbüros – als IT-Talent wirst Du überall gebraucht. Je nachdem, welche Themen Dich interessieren und welche Schwerpunkte Du während Deines Studiums oder Deinen ersten beruflichen Stationen gewählt hast, könnten das Deine zukünftigen Aufgabenfelder:

  • in der Anwendungsentwicklung, z.B. beim Statistischen Bundesamt Software zur Automatisierung von Datenerhebung entwickeln

  • in der IT-Security, z.B. als IT-Sicherheitsbeauftragte:r, Risikoanalysen von Cyber-Bedrohungs-Szenarien für den Bundesnachrichtendienst erstellen

  • im First-Level-Support in einer Polizeidienststelle

  • oder in der Webentwicklung einer Stadtverwaltung

Du siehst, die IT-Welt bei Behören ist genauso breit aufgestellt, wie die unterschiedlichen Berufsfelder, die es im IT-Bereich gibt. Denn so wie jedes Unternehmen die unterschiedlichsten IT-Talente braucht – vom Admin, der sich um die Systeme kümmert bis zur UX-Designer:in – braucht auch jede Behörde für die unterschiedlichen Bereiche IT-Spezialist:innen.

Ob ein IT-Job im öffentlichen Dienst für Dich in Frage kommt und Du in der IT-Abteilung eines kommunalen Krankenhauses glücklich wirst, hängt erstmal grundsätzlich von Deinen persönlichen Erwartungen an Deinen Arbeitgeber ab. Es kommt auch darauf an, welche Schwerpunkte Du setzen möchtest. Ist Dir ein sehr hohes Gehalt wichtig? Möchtest Du Dir die Option auf eine Teilzeitstelle oder Sabbaticals offenhalten?

Welche Voraussetzungen brauchst Du als IT-ler:in in einer Behörde?

Wie kommst Du nun an einem Job im öffentlichen Dienst und was musst Du dafür an Qualifikationen in Deinem Tool-Kit haben? Um in einer Behörde die digitale Transformation umzusetzen, musst Du nicht unbedingt Verwaltungsinformatik studiert haben. Wie Du erfahren hast, ist das Einsatzfeld für IT-Talente so groß wie in der Privatwirtschaft. In der Regel wird ein Informatik-Studium oder ein anderes MINT-Fach mit passenden Schwerpunkten vorausgesetzt. Auch mit einer Ausbildung in der IT hast Du gute Chancen.

Zu besetzende Stellen werden auch im öffentlichen Dienst ganz normal ausgeschrieben. Wie in der freien Wirtschaft wird oft im ersten Schritt versucht, die vakante Position aus den eigenen Reihen zu besetzen und sie wird erstmal intern ausgeschrieben. Wenn sich innerhalb der Behörde niemand passendes findet, wird sie öffentlich ausgeschrieben. Welche Qualifikationen Du mitbringen musst, hängt von der Stelle ab, auf die Du Dich bewerben möchtest und die geforderten Skills sind im Text der Stellenausschreibung oft sehr detailliert angegeben. Der Bewerbungsprozess an sich ist von Behörde zu Behörde unterschiedlich. Bei vielen Verwaltungen bewirbst Du Dich, in dem Du auf einem Bewerbungsportal Deine Bewerbungsunterlagen hochlädst oder Deine Bewerbung per Mail schickst. Während manche öffentliche Einrichtungen nur ein Vorstellungsgespräch führen und Deine Programmierfähigkeiten in einem Eignungstest prüfen, durchläufst Du bei staatlichen Einrichtungen, die für die innere Sicherheit zuständig sind wie dem Bundeskriminalamt, dem Bundesnachrichtendienst oder auch dem BSI, ein umfangreiches Auswahlverfahren mit Psychodiagnostischen- und Persönlichkeitstests und wirst zu Assessment-Center-ähnlichen Auswahlgesprächen vor Ort eingeladen. Hast Du Deinen künftigen Arbeitgeber überzeugt, bekommst Du trotzdem erstmal nur eine Zusage unter Vorbehalt. Denn in einer anschließenden Sicherheitsprüfung wirst Du und Dein bisheriges Leben durchleuchtet und Deine weiße Weste gecheckt. Dafür musst Du teilweise bis zu 6 Monate Geduld aufbringen.

Laufbahngruppen im öffentlichen Dienst: Was bedeuten sie für Deine Bewerbung?

Der Staat als Arbeitgeber achtet sehr genau auf formale Kriterien. Wenn Du Dich auf eine Stelle als Softwareentwickler:in im gehobenen Dienst bewirbst, bei der ein Bachelor-Abschluss in Informatik vorausgesetzt wird, dann solltest Du den auch vorweisen können. In einigen Stellenanzeigen liest Du auch zusätzliche Formulierungen wie “oder gleichwertige Fertigkeiten und Kenntnisse”. In der Regel ist der Spielraum hier aber sehr eng. Wenn Du die formalen Voraussetzungen nicht erfüllst, wird Deine Bewerbung mit hoher Wahrscheinlichkeit aussortiert. Das kann Dir auch passieren, wenn Du Dich mit einem Informatik-Master auf eine Stelle als Sachbearbeiter:in bewirbst, für die Du rein formal überqualifiziert bist. Für den höheren Dienst, also z.B. die IT-Leitung einer Behörde oder Amtes, hingegen brauchst Du in der Regel einen Master-Abschluss in Informatik und wie bei jeder Führungsposition natürlich auch die entsprechende Berufserfahrung.

Wie genau Du mit Deiner individuellen Ausbildung und Deiner Berufserfahrung als Informatiker:in eingruppiert wirst, das wird vor Deiner Einstellung genau geprüft und in einem Feststellungsverfahren ermittelt und festgelegt. Bei einigen Stellenausschreibungen findest Du aus diesem Grund auch keine Angabe zur Besoldungsgruppe (den Gehaltsklassen für Verbeamtete) oder Entgeltgruppen (den Gehaltsklassen für Angestellte im öffentlichen Dienst). Die wird erst anhand Deiner Abschlüsse und Deiner bisherigen Berufslaufbahn ermittelt, wenn Du die Zusage bekommen hast. Das bedeutet aber nicht, dass Dein Gehalt im öffentlichen Dienst eine Überraschungstüte ist. Du kannst durch Deinen Abschluss selbst nachschauen, wo Du eingruppiert wirst und für welche Laufbahn Du rein formal befähigt bist.

Für die Eingruppierung im öffentlichen Dienst gelten diese Voraussetzungen

Je nachdem, für welchen Job Du Dich bewirbst, musst Du diese Mindestanforderungen erfüllen:

Mittlerer Dienst (z.B. IT-Fachkraft im Support)

Voraussetzungen:

Mind. Realschulabschluss + Vorbereitungsdienst oder abgeschlossene Berufsausbildung (z.B. als Fachinformatikerin oder Technischer Systeminformatiker)

Entgeltgruppe : 5 bis 8

Gehobener Dienst (z.B. Soft­ware Qua­li­ty En­gi­neer im IT-Qua­li­täts­ma­na­ge­ment)

Voraussetzungen:

Mindestens Fachabitur/Abitur + Abgeschlossenes Bachelor-Studium in Informatik oder einem MINT-Fach mit entsprechendem Schwerpunkt

Entgeltgruppe : 9 bis 12

Höherer Dienst (z.B. IT-Referent:in)

Voraussetzungen:

Abgeschlossenes Master-Studium in Informatik oder einem MINT-Fach mit entsprechendem Schwerpunkt + Mehrjährige Berufserfahrung

Entgeltgruppe : 13 bis 16

Nur bei Beamt:innen wird übrigens von "Laufbahngruppen" gesprochen. Bei Tarifangestellten heißen sie schlicht "Entgeltgruppen", meinen aber dasselbe. Du erkennst in den Stellenausschreibungen auch an der Bezeichnung der Entgeltgruppe, ob die Stelle für verbeamtete Personen (dann wird von A 10, A 11 usw. gesprochen) und nicht verbeamtete Menschen (dann heißt es E 10, E 11 usw.) ausgeschrieben ist.

Deine Karrierechancen als Softwareentwickler, Admin oder Fachinformatikerin im öffentlichen Dienst

Und damit kommen wir auch schon zu Deinen Aufstiegsmöglichkeiten im Staatsdienst. Wie sich Deine berufliche Laufbahn entwickelt und vor allem in welchem Tempo, das hängt davon ab, ob Du als Beamt:in oder Tarifangestellte in den öffentlichen Dienst einsteigst. Nehmen wir an, Du startest nach Deinem Bachelor-Abschluss als Webentwickler:in bei der Stadtverwaltung und bist für die Website und Plattformen der Stadt zuständig. Für Tarifangestelle ist die Stelle der Entgeltgruppe 10 zugeordnet. Wenn Du Dich nach ein paar Jahren weiterentwickeln möchtest und z.B. eine für Dich interessante Stelle in der Entgeltgruppe 12 ausgeschrieben ist, kannst Du Dich auf diese Position bewerben. Mit der höheren Entgeltgruppe steigt auch der qualitative Anspruch an Deine Arbeit und Du übernimmst u.U. auch Führungsverantwortung. Bist Du verbeamtet, verhält es sich anders: Als Beamt:in musst Du die Laufbahnleiter hochklettern und kannst keine Stufe überspringen. Du ahnst schon: Als Beamt:in brauchst Du einen langen Atem. Du musst warten, bis eine passende Stelle in A 11 ausgeschrieben wird, auf die Du Dich bewirbst und erst danach kannst Du nach einer A 12-Stelle Ausschau halten.

Ob nach Tarif angestellt oder verbeamtet, gleich ist: Du musst immer die formalen Voraussetzungen erfüllen. Mit einem Bachelor-Abschluss wirst Du keine Position im höheren Dienst erreichen. Im Gegensatz zur Privatwirtschaft sind die Strukturen sehr starr und hierarchisch. Wenn Du das nächste Level Deiner Karriere erreichen willst, kannst Du als Beamt:in sogenannte Aufstiegslehrgänge machen und die fehlenden Qualifikationen an Verwaltungsfachschulen nachholen. Tarifangestellte können sich ebenfalls neben ihrem Job für höhere Positionen weiterbilden und berufsbegleitend studieren. Bei großen Behörden gibt es ein umfangreiches Weiterbildungsangebot und Umschulungen, die alle in Anspruch nehmen können.

Verbeamtung als IT’ler:in oder als Tarifbeschäftigte:r angestellt?

Ob du Java-Anwendungen für den Verfassungsschutz entwickelst oder Deine IT-Security-Skills für das BSI, der Cyber-Sicherheitsbehörde des Bundes, einsetzt – als Informatiker:in hast Du entweder den Status eines Beamten, bzw. einer Beamtin oder Du bist als Arbeitnehmer:in im öffentlichen Dienst angestellt.

Während Tarifbeschäftige “nur” als Arbeitnehmer:in beim Staat angestellt sind, sind Beamt:innen und Staatsdiener:innen bundesweit einsetzbar. Ihr Dienstverhältnis ist nicht mit einem normalen Angestelltenverhältnis vergleichbar. Mit ihrem Beamt:innenstatus repräsentieren sie den Staat und stehen ihm besonders nahe.

Vorteiler einer Verbeamtung:

Sicherer Arbeitsplatz: Beamt:innen auf Lebenszeit müssen sich keine Sorgen machen, ihren Job zu verlieren. Sie sind unkündbar, es sei denn, sie

Verantwortungsvolle Aufgaben: Du verfolgst mit Deiner Arbeit kein wirtschaftliches Interesse, sondern arbeitest für die Gesellschaft. Du setzt Deine IT-Skills also für das Gute ein!

Mehr netto vom brutto: Mit Beamtenstatus zahlst Du keine Beiträge zur Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung. Fällst Du als Beamt:in wegen einer Krankheit länger aus, beziehst Du weiterhin Dein volles Gehalt. Als Angestellte:r bekommst Du dagegen nach 6 Wochen ein Krankengeld in Höhe von 70% Deines letzten Bruttoeinkommens.

Nachteile einer Verbeamtung:

Gesetzestreue und Gehorsam: Bei Deiner Verbeamtung verpflichtest Du Dich zu einer besonderen Treuepflicht gegenüber dem Staat und der Verfassung. Du bist auch in Deiner Freizeit zur Neutralität verpflichtet. Dein Arbeitgeber kann Dich bundesweit an einen anderen Standort versetzen.

Kein einfacher Arbeitgeberwechsel: Einfach so kündigen und Dir einen neuen Arbeitgeber suchen? Bist du verbeamtet und möchtest die Behörde wechseln, musst Du einen Versetzungsantrag stellen.

Logisch, dass der Staat bei der Besetzung dieser Stellen ganz genau hinschaut und Dein Beamtenverhältnis erstmal auf Probe ist. Außerdem musst Du diese Voraussetzungen für Beamt:innen erfüllen: Du musst EU-Staatsbürger:in sein, Dir amtsärztlich bestätigen lassen, dass Du keine körperlichen oder geistigen Einschränkungen hast, und bei der Verbeamtung nicht älter als 35 Jahre sein. Ausnahmen gelten hier allerdings z.B. für schwerbehinderte Personen.

Die Stellenausschreibungen für IT-Talente sind häufig für Tarifbeschäftigte ausgeschrieben. Wenn Du es Dir zum Ziel gesetzt hast, verbeamtet zu werden, schau bei den Stellenanzeigen ganz genau hin. Oder frag am besten bei der angegebenen Kontaktperson nach. Oft steigst Du als IT-ler:in ohne einen speziellen Vorbereitungsdienst (den es z.B. für Lehrer, Polizistinnen oder Verwaltungsfachkräfte gibt) sowieso erstmal als Tarifbeschäftige:r ein. Ob es grundsätzlich für Dich möglich ist in ein Beamtenverhältnis übernommen zu werden hängt auch von der jeweiligen Behörde ab. Das klärst Du am einfachsten, bevor Du Deine Bewerbung bei Deinem zukünftigen Arbeitgeber auf den Weg bringst.

Youtuber Florian Dalwigk gibt Dir einen Einblick in seine persönliche Erfahrung als Informatiker im öffentlichen Dienst.

Dein Gehalt als Informatiker:in im öffentlichen Dienst

Im Staatsdienst ist das Gehalt keine Verhandlungssache. Dein Gehalt im öffentlichen Dienst ist in den sogenannten Entgelttabellen für alle öffentlich einsehbar. Die Tabellen werden jedes Jahr entsprechend der Verhandlungen zwischen den Tarifpartner:innen und der steigenden Inflation angepasst und veröffentlicht. Das Besondere im Staatsdienst: Du bekommst automatisch eine Gehaltserhöhung. Die Gehaltsanpassung richtet sich dabei nicht nach Deiner Leistung, sondern nach den sogenannten Erfahrungsstufen, d.h. nach Deiner Berufserfahrung. Als Absolvent:in steigst Du ohne Berufserfahrung in Stufe 1 ein und kommst automatisch nach einem Jahr in Stufe 2. Stufe 2 erreichst Du nach 2 Jahren im Job und Stufe 3 nach weiteren 3 Jahren usw.. Dein Monatsbruttogehalt richtet sich also anders als in der Privatwirtschaft nicht direkt nach Deiner Arbeitsleistung, sondern erfolgt von ganz allein ohne, dass Du etwas dafür tun musst und ohne nervenaufreibende Gehaltsverhandlungen.

Klingt ein bisschen, als könntest Du Dich entspannt zurücklehnen und chillen? Jein. Leistung und Einsatz lohnt sich trotzdem. Du hast ja schon gelesen, dass es im öffentlichen Dienst rein formal nicht so einfach ist wie in der freien Wirtschaft, die Karriereleiter emporzusteigen. Gute Führungskräfte sehen, dass Du Dich engagierst und sie schätzen Dein Wissen. Du wirst dann u.U. eher berücksichtigt, wenn z.B. eine Stelle in einer höheren Gehaltsklasse frei wird und neu besetzt werden muss. Aber Achtung: Auch hier müssen die formalen Voraussetzungen stimmen. Fehlt Dir ein entsprechender Master-Abschluss, wirst Du wahrscheinlich für eine Position als Referent:in nicht berücksichtigt.

Entscheidend dafür, wie viel Geld Du am Ende des Monats auf Deinem Konto hast, ist übrigens auch die Ebene auf der die Behörde oder öffentliche Einrichtung angesiedelt ist. Die Entgelttabellen von Bund, die Länder und Kommunen unterscheiden sich nämlich. Für IT-Fachkräfte gibt es sogar noch eine monetäre Kirsche auf der Sahnetorte: Mit der speziellen IT-Fachkräftezulage kann Dir der Bund Dein Gehalt mit bis zu 1.000 € zusätzlich jeden Monat versüßen.

Weitere Benefits für IT’ler:innen im öffentlichen Dienst

Neben der fest vorgeschriebenen Gehaltssteigerung erwarten Dich viele weitere Annehmlichkeiten im öffentlichen Dienst. Du hast einen krisensicheren Arbeitsplatz mit geregelten Arbeitszeiten ohne unbezahlte Überstunden zu leisten. Fallen doch mal Überstunden an, kannst Du sie mit Freizeit ausgleichen. À propos: In den meisten Behörden stimmt die Work-Life-Balance, es gibt oft Kinderbetreuungsmöglichkeiten und Du kannst Dein in Teilzeitmodelle wechseln, Deine Wochenarbeitsstunden reduzieren und Sabbaticals nehmen. Gerade bei kleinen Unternehmen und Start-ups sind Sabbatjahre wegen der kleinen Belegschaft nicht möglich. Bei vielen Start-ups hast Du auch statt der 30 Tage Urlaub wie im öffentlichen Dienst deutlich weniger Urlaubstage.

Mit dem Beamtenstatus gibt es noch weitere finanzielle Vorteile für Dich, vor allem, was deine Rente angeht. Die Pension für Beamt:innen fällt mit 70 % vom Bruttogehalt deutlich höher aus als die durchschnittliche Rente der Bundesbürger:innen.

Was Du für diese Annehmlichkeiten in Kauf nimmst? Das sind die sehr langsam mahlenden Mühlen der Bürokratie und starre hierarchische Strukturen. An den langen Entscheidungswegen, die eingehalten werden müssen wird sich auch durch die Digitalisierung nichts ändern.

Der öffentliche Dienst für IT-Talente: ein sicherer Arbeitsplatz und viel zu tun

Um die Digitalisierungsziele in Zukunft zu erreichen, braucht die öffentliche Verwaltung Dein IT-Talent, um Deutschland endlich digital nach vorne zu bringen und mit anderen europäischen Ländern gleichzuziehen. Wenn Du mit Deinen Informatik-Skills Apps entwickeln möchtest, die Menschen helfen einfacher staatliche Leistungen zu bekommen, den Wohnort umzumelden oder einen Parkausweis zu beantragen, oder Du als IT-Forensiker den Staat schützen möchtest, ist der öffentliche Dienst ein interessanter Arbeitgeber für Dich.

TL;DR:
  • Als Informatiker:in im öffentlichen Dienst arbeitest Du mittelbar oder unmittelbar für die Gesellschaft und trägst zum Wohl der Gemeinschaft bei. Oft hast Du weniger Druck, weil die Finanz- und Zeitrahmen viel breiter gesteckt sind als in einer Agentur, bei der Du auf die Minute genau Deine Zeiten auf Projekte buchen musst.
  • Im öffentlichen Dienst fällt Dein Gehalt wahrscheinlich beim Berufseinstieg etwas geringer aus als in der freien Wirtschaft. Dafür bekommst Du regelmäßig eine Gehaltserhöhung ohne Verhandlung. Der IT-Job in einer Behörde ist außerdem ein besonders sicherer Arbeitsplatz und häufig auch sehr familienfreundlich, bei dem die Work-Life-Balance stimmt.
  • Wenn Du als IT-ler:in in einer Behörde Karriere machen willst, durchläufst Du unterschiedliche Erfahrungsstufen und Laufbahngruppen. Die Strukturen sind dabei streng vorgegeben und wenig flexibel. Der Weg lohnt sich trotzdem, denn das Gehalt von IT-Referent:innen ist genauso hoch wie von erfahrenen IT-Fachkräften in der freien Wirtschaft.