Willkommen im Metaverse

Realität war gestern

Sonja Engels
Ein junge mit einer VR-Brille, der ein Hologramm in der Hand hält.

Der Gipfel der Kommerzialisierung ist erreicht, die soziale Kluft könnte nicht größer sein. In den Straßen herrscht Chaos, Gangs bekriegen sich mit privaten Sicherheitsfirmen. Die Staatsgewalt liegt in den Händen von großen Konzernen: Polizei. Justiz, Regierung, Mafia – alles privatisiert und als Franchise betrieben. Wer seinen Job nicht gut genug macht, dem droht in dieser anarchokapitalistischen Gesellschaft weitaus schlimmeres als die Kündigung. Um das alles zu ertragen, flüchten sich die Menschen ins „Metaverse“. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Parallelwelt, eine Mischung aus Internet und RPG, indem zwar nicht alles besser ist, aber zumindest alles möglich.

So sieht die Welt im dystopischen Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson aus. Damit hat er den Begriff Metaverse für eine virtuelle Parallelwelt 1991 eingeführt. Auch wenn unsere Wirklichkeit zum Glück nicht ganz so furchtbar ist: Das „Metaverse“ ist in aller Munde. Was es damit abseits von Science-Fiction auf sich hat und welche ganz realen Karrieremöglichkeiten sich für Dich als IT-Talent in diesem Innovationsfeld ergeben können, das schauen wir uns jetzt an – ready player one?

Was ist das Metaverse?

Hier ist streng genommen schon die Frage falsch: Das Metaverse gibt es so nicht. In erster Linie handelt es sich heute um den Überbegriff für die Idee eines virtuellen Ortes als Alternative zur echten Welt. Der Autor und Metverse-Vordenker Matthew Ball verfolgt die Idee zurück bis in die späten 1970er-Jahre. Er beschreibt es als eine Art Nachfolger für das Internet, wie wir es kennen.

And it would revolutionize not just the infrastructure layer of the digital world, but also much of the physical one, as well as all the services and platforms atop them, how they work, and what they sell.

Matthew Ball (https://www.matthewball.co/all/themetaverse)

Eine genaue Definition für dieses Metaverse kann aber selbst er nicht geben. Deshalb nähert er sich dem Thema an, indem er Attribute beschreibt, die – Vorsicht, Spoiler – dem heutigen Internet eigentlich gar nicht so unähnlich sind.

Du siehst, viele dieser Eigenschaften lassen sich wirklich ziemlich problemlos auf das Internet, wie wir es heute kennen, übertragen: Es ist immer da, Ereignisse lassen sich in Echtzeit miterleben, es gibt prinzipiell keine Obergrenze für die Zahl an Nutzenden sowie Content Creators und die Wirtschaftsleistung ist auch unumstritten. Immersion als Eigenschaft ist ebenfalls kein Alleinstellungsmerkmal.

Immersion

Immersion ist das Gefühl des völligen Eintauchens in eine virtuelle Welt, bei dem Du vergisst, dass Du Dich in einer simulierten Umgebung befindest. Es geht darum, wie real und intensiv diese virtuelle Erfahrung wirkt, so dass Du Dich wirklich dort fühlst. Ein wichtiger Aspekt der Immersion ist das Präsenzerleben – das Gefühl, physisch in der virtuellen Umgebung präsent, anstatt nur ein Zuschauer zu sein. Je stärker das Präsenzerleben, desto realistischer und fesselnder wird die Erfahrung. Technologien wie VR können dieses Erlebnis verstärken, aber Immersion ist nicht auf diese Technologien beschränkt; auch wenn Du beim Lesen eines fesselnden Buchs oder dem Scrollen durch eine Social Media App alles um Dich herum vergisst, sind das immersive Erfahrungen.

Was macht nun das Metaverse aus? Also zusammengefasst ließe sich als eher enge Definition festhalten, dass es sich um eine virtuelle Umgebung handelt, eine „begehbare“ Version des Internets, die Dir als Nutzer:in durch eine oder mehrere Schnittstellen eine Vielzahl an möglichst real wirkenden Aktivitäten und Interaktionen ermöglicht. Wenn man Michael Ball glauben mag, ist es aber in allererster Linie einfach das „Mehr“: noch mehr Anwendungsbereiche, noch mehr Umsatz und – wahrscheinlich am markantesten – noch mehr Immersion.

Metaverse? Metaversen!

Populäre Ideen, wie zum Beispiel, dass Du Dich mit Deinem persönlichen Avatar in einer konsistenten Parallelwelt bewegen kannst, die alle Dienste in sich vereint, erscheinen rein praktisch erstmal unwahrscheinlich: Schon jetzt bewegen sich mehrere große Player auf dem Markt, die mehr oder weniger fortgeschrittene Metaversen oder auch „M-Worlds“ anbieten und alle ihre eigenen Account-Strukturen und Geschäftsmodelle mitbringen. Am meisten Wirbel über die Metaverse-Nerd-Community hinaus hat wohl die Umbenennung von Facebook zu Meta im Jahr 2021 verursacht. Dabei sind die Platzhirsche im Metaverse-Sektor (noch) ganz andere: Der Übergang zwischen Online Game und Metaversum ist hier fast fließend. Einige der populärsten Plattformen, die als Metaversen bezeichnet werden können, sind besonders unter Jugendlichen weit verbreitet. Dabei setzen verschiedene Plattformen verschiedene Schwerpunkte:

  • Besonders bekannt ist zum Beispiel die Plattform „Decentraland“: Das ist eine virtuelle Welt, die dem Genre der „Web 3-Metaversen“ zugeordnet wird und sich mehr oder weniger um „Landbesitz“ dreht. Als Nutzer:in kaufst und handelst Du hier mit virtuellem Land, dem LAND, das Du dann nach Deinen Vorstellungen gestalten kannst. Bezahlt wird mit der eigenen Kryptowährung MANA. Einige große Firmen haben sich schon LAND gesichert, um dort z. B. Flagship-Stores nachzubauen.
  • Ähnliches Prinzip, anderer Fokus: Ein weiterer großer Name im Bereich Metaverse ist „The Sandbox“. Die basiert wie Decentraland auf der Ethereum-Blockchain, auch hier kannst Du mit Grundstücken handeln und auch hier gibt es eine eigene Kryptowährung (SAND). Hier liegt der Fokus aber eher darauf, dass Du als Host auf Deinem Grundstück Erlebnisse wie z. B. Spiele für andere Nutzer:innen anbietest. Aus diesem Bereich kommen auch populäre Games wie Fortnite oder die Plattform Roblox, die zwar nicht Blockchain-basiert, sondern auf zentralisierten Servern funktionieren, beide aber auch viele der Merkmale für ein Metaversum erfüllen.
  • Andere Plattformen konzentrieren sich mehr auf den Aspekt der sozialen Interaktion in der virtuellen Welt. Bekanntestes Beispiel dafür ist VRChat: Hier kannst Du ebenfalls Deinen personalisierten Avatar erstellen, mit ihm in nutzergenerierten 3D-Welten wandeln und an virtuellen Events teilzunehmen. VRChat funktioniert zwar auch ohne, ist aber auf die Nutzung mit VR-Headsets ausgerichtet, was für maximale Immersion sorgen soll. Bisher vor allem in Asien populär ist die Plattform Zepeto. Auch hier bewegst Du Dich mit Deinem persönlichen Avatar in der virtuellen Welt und interagierst. Der Schwerpunkt liegt aber mehr auf dem sozialen Netzwerk und modischen Avataren, nicht auf VR-Technologie. Während VRChat schon ordentliche Anforderungen an Deine Hardware stellt, fokussiert Zepeto eine jüngere Zielgruppe und funktioniert auch auf Smartphone und Tablet.

Und wo ist jetzt das Meta-Metaversum von Meta, ehemals Facebook? Das heißt in Wahrheit Horizon Worlds und ist gemessen an den Nutzungszahlen noch nicht so der Hit. Auch hier geht es darum, Dich mit Deinem Avatar mit anderen Usern zu vernetzen und zu interagieren und personalisierte Inhalte zu erstellen. Horizon Worlds war lange nur über das eigene VR-Headset von Meta zugänglich, wurde aber inzwischen auch für Smartphone oder kompatible Browser geöffnet. Das Potenzial ist hier durch Faktoren wie die riesige Nutzer:innenbasis und die finanziellen und technologischen Ressourcen des Meta-Konzerns aber natürlich enorm.

Technologien des Metaverse

Du merkst: Teilweise ist das alles gar nicht so neu. Trotzdem lassen sich einige Technologien ausmachen, die durchaus den Übergang in ein neues Kapitel der vernetzten Welt einläuten:

Mehr als Realität: Augmented und Virtual Reality

Stell Dir vor, Du setzt eine VR-Brille auf und plötzlich stehst Du in einer komplett digitalen Welt. Alles, was Du siehst, ist computergeneriert – von den Wolkenkratzern einer futuristischen Stadt bis hin zu den Blättern eines verwunschenen Waldes. Virtual Reality schafft eine immersive Erfahrung, indem sie die reale Welt vollständig ausblendet und Dich in eine virtuelle Umgebung eintauchen lässt: LCD oder OLED-Bildschirme direkt vor Deinen Augen ersetzen Deine „reguläre“ Sicht mit der digitalen. Spezielle Linsen sorgen dafür, dass das Bild trotz dieser Nähe scharf ist. Integrierte Bewegungssensoren berücksichtigen Deine Kopfbewegungen, sodass es für Dich so aussieht, als würdest Du Dich in der virtuellen Welt umsehen. Bewegen kannst Du Dich dort, da externe Sensoren und Kameras in Deiner realen Umgebung oder in der Brille selbst Deine Position und Bewegungen verfolgen. Je nachdem welche Eingabe-Hardware Du verwendest, können Deine Handbewegungen und -aktionen mehr oder weniger direkt in die virtuelle Welt übertragen werden.

Augmented Reality (AR) geht währenddessen einen etwas anderen Weg: Anstatt die Realität durch eine virtuelle zu ersetzen, erweitert sie sie. Durch eine AR-Brille wie die Microsoft HoloLens oder auch einfach über Dein Smartphone werden digitale Informationen visuell über die reale Welt gelegt. Stell Dir vor, Du läufst durch eine unbekannte Stadt und statt permanent auf dein Smartphone zu schauen, um Dich nicht zu verlaufen, ist die richtige Route direkt vor Deinen Augen markiert – ergänzt durch Infos zu Sehenswürdigkeiten am Wegesrand. Im Unterschied zu VR-Brillen haben AR-Brillen deshalb auch durchsichtige oder zumindest halbtransparente Gläser, auf die dann Mikroprojektoren oder Displays digitale Bilder projizieren.

Sowohl bei VR- als auch AR-Technologien kommt dabei das Konzept des Spatial Computing ins Spiel: Hier geht es darum, dass Computer in der Lage sind, die physische Welt zu verstehen und darauf zu reagieren. Diese Technologie kombiniert Sensoren, Kameras und fortschrittliche Algorithmen, um den Raum um Dich herum zu erfassen und digitale Inhalte nahtlos in Deine Umgebung zu integrieren. Auch hier sind Sensoren und Kameras verbaut, die Deine Umgebung scannen und die so gewonnen Daten in Echtzeit auswerten.

Mehr als Internet: Web 3.0 und die Blockchain

Ging es im Web 2.0 noch in erster Linie um Vernetzung und Interaktion, beginnt jetzt dem New York Times-Journalisten John Markoff zufolge das Zeitalter des Web 3.0. Hier dreht sich alles um (digitales) Eigentum. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei die Blockchain-Technologie ein.

Blockchain

Die Blockchain ist eine Art Datenbank, die dezentral verwaltet wird. Informationen über Transaktionen werden auf der Blockchain streng chronologisch und transparent aufgezeichnet und blockweise wie auf einer Kette aufgereiht gespeichert. Die Technologie gilt dabei als besonders sicher, eben aufgrund ihrer dezentralen Verwaltung: Alle Nutzer:innen einer Blockchain, speichern auf ihrem Rechner eine vollständige Kopie der Datenhistorie. Wird also ein Datensatz manipuliert, lässt sich das ziemlich schnell erkennen, weil es unzählige Kopien gibt. Ist die Transaktionshistorie eines beliebigen digitalen Guts auf der Blockchain festgehalten, lassen sich also auch seine Echtheit und die genauen Besitzverhältnisse zweifelsfrei belegen. Das macht sie zunehmend zur Technologie der Wahl für den Austausch digitaler Güter.

Kryptowährungen

Kryptowährungen sind digitale Währungen, die auf der Blockchain-Technologie basieren. Sie verwenden Kryptografie, um Transaktionen mittels komplexer mathematischer Algorithmen (Hashes) zu sichern und neue Einheiten zu erzeugen (Mining). Die bekanntesten Kryptowährungen sind Bitcoin und Ether.

Nun-Fungible Tokens (NFTs)

NFTs sind einzigartige digitale Assets (Vermögenswerte), die auf der Blockchain gespeichert werden. Im Gegensatz zu Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether, die fungibel sind (d. h., jede Einheit ist gleichwertig und austauschbar), sind NFTs nicht fungibel. Das bedeutet, jedes NFT ist einzigartig. Sie werden meist auf der Ethereum-Blockchain mithilfe von Smart Contracts erstellt. Diese Verträge enthalten alle wichtigen Informationen über das NFT, einschließlich Eigentum, Metadaten und Regeln für den Handel. Das ist besonders wertvoll für Künstler, Musikerinnen und andere Kreative, die ihre Arbeit digital verkaufen. Der Prozess der Erstellung eines NFTs, also die Integration des Assets in die Blockchain, wird als „Minting“ bezeichnet.

Als Nutzer:in kannst Du Kryptowährungen als Wertaufbewahrungsmittel nutzen oder in digitale Assets investieren. Das schafft wirtschaftliche Anreize und Möglichkeiten innerhalb des Metaverse. Da viele Metaverse-Plattformen (z. B. Decantraland oder The Sandbox) auf der Blockchain basieren, können Kryptowährungen und digitale Assets plattformübergreifend genutzt werden. Das bedeutet, dass Du Dein digitales Eigentum in verschiedene virtuelle Welten mitnehmen kannst.

Mehr als ChatGPT: KI im Metaverse

Okay, Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) sind jetzt wirklich keine Geheimtipps mehr. Aber auch im Metaverse spielen sie eine Schlüsselrolle, indem sie es intelligenter und benutzungsfreundlicher machen:

  • Personalisierung: KI kann analysieren, wie Du das Metaverse nutzt – welche Orte Du besuchst, welche Spiele Du spielst, mit wem Du interagierst und Dir dann darauf basierend Inhalte vorschlagen
  • Interaktive Avatare: Mit KI können Avatare geschaffen werden, die sich an Deine Vorlieben und Verhaltensweisen anpassen. Dein Avatar kann lernen, wie Du sprichst, Dich bewegst und reagierst, was Deine Interaktionen natürlicher und persönlicher macht.
  • Erstellung dynamischer Inhalte: Mit KI können dynamische, sich ständig ändernde Welten und Szenarien erstellt werden.
  • KI-gesteuerte NPCs (Nicht-Spieler-Charaktere) können mit Dir interagieren, lernen und sich weiterentwickeln.

Wo wird das Metaverse lebendig?

Die Gaming-Industrie ist auf jeden Fall ein großer Treiber im Bereich Metaverse. Das zeigen nicht nur die Erfolgsgeschichten von Fortnite und Roblox. Die Hoffnungen, die sich mit der Idee verbinden, sind aber viel größer.

Meetings im Metaverse

Klar, Online-Meetings kennst Du und auch Online-Events sind heute beliebt und stehen ihren Präsenz-Pendants häufig in den wesentlichen Punkten in nichts nach. Die Verlagerung ins Metaverse soll aber jetzt das Beste aus beiden Welten verbinden: Die VR-Brille aufgesetzt und schon fühlt es sich so an, als wärst Du selbst im Metaverse: örtliche Unabhängigkeit, mit der persönlichen Experience von Vor-Ort-Events. Das soll den Anbietern zufolge viele Vorteile haben: Egal, wo (und in welcher Verfassung) Du Dich gerade befindest, Dein persönlicher Avatar ist am Start. Wenn Du völlig im Metaverse versinkst, denkst Du vielleicht auch weniger an die Wäscheberge, sie sich direkt neben Deinem Schreibtisch stapeln. Anders als in klassischen Video-Calls können in Metaverse-Umgebungen z. B. auch mehrere Leute gleichzeitig sprechen, was ebenso zu einem „natürlicheren“ Umgang beitragen soll. Aber auch schier unendliche Möglichkeiten der Zusammenarbeit sind häufig genannte Vorteile. So sollen auch z. B. Seminare und Messen zukünftig virtuelle Erlebnisse werden. Auch für Bildungseinrichtungen versprechen sich Metaverse-Fans eine Revolution. Home-Schooling und Remote-Uni hat während der Corona-Pandemie viele Schüler:innen und Studis an den Rand der Verzweiflung getrieben. Ein „echtes“ virtuelles Klassenzimmer im Metaverse, erscheint da ein unglaublicher Fortschritt. Doch das ist erstmal wirklich Zukunftsmusik. Auch wenn wir später noch auf die Schattenseiten des Metaverse-Hype eingehen wollen, wird hier ein großes Problem sofort klar: Zugänglichkeit. Für die „echte“ immersive Experience braucht es VR-Technologie. In Zeiten, in denen noch nicht alle Haushalte über einen eigenen PC verfügen, ist die flächendeckende Nutzung von VR-Brillen für den Distanzunterricht noch in weiter Ferne.

Ein virtuelles Einkaufszentrum

Beim Shopping ist ausgerechnet Deine Kleidergröße immer schon vergriffen? Eigentlich hättest Du sonntags am meisten Zeit durch die Shops zu schlendern – aber da hat alles zu? Bis in die nächste größere Stadt fährt der Bus nur einmal die Stunde? Alles Felder, die die E-Commerce-Branche mithilfe des Metaverse angehen will: Das virtuelle Einkaufszentrum ist bei Dir zuhause, hat immer geöffnet und hat weitaus mehr Bestand als die Filiale in der Innenstadt. Trotzdem sollst Du die Möglichkeit haben, durch Geschäfte zu stöbern, als wärst Du vor Ort – nur eben digital. In den virtuellen Repräsentationen von Shops kannst Du Produkte in 3D-Ansicht begutachten und sogar virtuell anprobieren – und musst vielleicht nicht mehr sicherheitshalber mehrere Größen von einem Teil bestellen. Die Vision: Eine Mischung aus vor-Ort-Erlebnis, mit der Möglichkeit für virtuelle Events wie Produktlaunches oder Modenschauen und der Auswahl und Bequemlichkeit von Onlineshopping. Für die Branche bietet das viele Chancen: Kunden erreichen, die physisch nicht in die Geschäfte kommen würden, Kosteneinsparungen für physische Events oder Filialen und ein Ozean an auswertbaren Daten, anhand derer das Einkaufserlebnis weiter optimiert und personalisiert werden kann.

Industrial Metaverse

Ein riesiges Thema ist die Nutzung des Metaverse im Kontext der Industrie 4.0. Im Industrial Metaverse können Unternehmen bspw. Produktionsprozesse in einer virtuellen Umgebung simulieren und optimieren. Das kann nicht nur Kosten einsparen, die durch vermeidbare Fehler oder Ineffizienzen entstehen, sondern auch Gefahren bspw. durch fehlerhafte Konstruktionen reduzieren. So ermöglichen z. B. virtuelle Zwillinge (Digital Twins) von physischen Anlagen und Prozessen die Überwachung und Optimierung in Echtzeit und im geschützten digitalen Raum. Außerdem können Techniker:innen und Ingenieur:innen gemeinsam an solchen virtuellen Zwillingen arbeiten – weltweit vernetzt. Der Arbeitsalltag für Expert:innen in diesem Bereich verändert sich auch auf andere Weisen Grundlegend: AR- und VR-Brillen unterstützen bspw. Techniker:innen, indem sie sie parallel zur Arbeit mit Informationen und Anweisungen versorgen oder immersive Testumgebungen bereitstellen. Die Möglichkeiten der Vernetzung von physischen und virtuellen Komponenten werden so multipliziert, riesige Datenmengen mithilfe von Cloud und Edge Computing in Echtzeit erfasst, verarbeitet und analysiert.

Frau in virtueller Realität.

Gefahren des Metaverse

Die mit dem Metaverse verbundenen Hoffnungen und Visionen sind also riesig und werden von Fans und Wettbewerbern in den schillerndsten Farben beschrieben. Aber wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten. Deshalb solltest Du auch die Herausforderungen und Gefahren auf dem Schirm haben:

Datenschutz und Sicherheit

Im Metaverse werden Unmengen an persönlichen Daten gesammelt – von Bewegungsprofilen bis hin zu biometrischen Infos. Das macht virtuelle Welten zu einem Paradies für Hacker und Betrüger:innen, die es auf Identitäten und Geld abgesehen haben. Dazu kommt, dass die Anonymität im Metaverse Fluch und Segen zugleich ist: Sie schützt Deine Privatsphäre, kann aber auch zu Cybermobbing und Missbrauch führen.

Interoperabilität und Standards

Für eine nahtlose Nutzererfahrung ist es wichtig, dass verschiedene Plattformen und Technologien im Metaverse miteinander kompatibel sind. Aber es gibt Herausforderungen: Technische Barrieren, Konkurrenzdenken unter Plattformbetreibern und die komplexe Entwicklung globaler Standards können die Integration erschweren.

Ethik und soziale Auswirkungen

Das Metaverse wirft auch ethische Fragen auf: Wie schützt Du Deine digitale Identität vor Missbrauch? Welche Regeln gelten für die soziale Interaktion in virtuellen Welten? Diese Fragen sind nicht nur philosophisch, sondern haben auch praktische Konsequenzen. Das Metaverse kann die Art und Weise, wie wir arbeiten, radikal verändern – virtuelle Büros und Arbeitsplätze könnten zur Norm werden. Aber es besteht auch die Gefahr der sozialen Isolation und einer digitalen Kluft, bei der bspw. aufgrund hoher Anschaffungskosten der nötigen Hardware nicht alle gleichermaßen Zugang zu den Vorteilen des Metaverse haben.

Arbeiten am Metaverse

Für Dich als IT-Talent bieten sich heute spannende Möglichkeiten die digitale Zukunft mitzugestalten: Ob als AR- oder VR-Entwickler:in mit Skills in Bereichen wie 3D-Modellierung oder Immersive Technologies oder als Blockchain-Entwickler:in, die sich mit dApps, Kryptowährungen und Smart Contracts auskennt. Wenn Du als Softwareentwickler:in in diesem Bereich Fuß fassen möchtest, spezialisierst Du Dich am besten auf Programmiersprachen wie

  • C#: Für die Entwicklung von VR- und AR-Anwendungen mit Unity.
  • Solidity: Für die Entwicklung von Smart Contracts auf Ethereum und anderen Blockchain-Plattformen.
  • Python: Für KI- und maschinelles Lernen-Anwendungen, Datenanalyse und Automatisierung.
  • C++: Insbesondere für die Entwicklung von 3D-Rendering-Engines und Performance-kritischen Anwendungen.

Bei der Fülle an Daten, die im Umfeld des Metaverse gesammelt und verarbeitet werden, bist Du als Data Engineer gefragt. Du bist verantwortlich für die Konzeption und den Aufbau von Datenpipelines sowie die Sicherstellung der Datenqualität und -verfügbarkeit. Auch in der IT-Security gibt es für Dich einiges zu tun, z. B. als IT-Security Analyst. Hier schützt Du die Infrastruktur des Metaverse vor Cyberangriffen und entwickelst Sicherheitsstrategien, um Daten und Benutzer:innen zu schützen. Spannend sind auch die Aufgabenfelder für UX und UI-Designer:in Die Möglichkeiten und Anwendungsbereiche für innovative Nutzungsoberflächen und -erfahrungen steigen im Bereich des Metaverse gewaltig. Du gestaltest intuitive und ansprechende Benutzeroberflächen, die die Interaktion im Metaverse verbessern.

Weitere wichtige Fähigkeiten, mit denen Du punkten kannst, finden sich zum Beispiel im Bereich Cloud Computing, Netzwerkarchitektur oder kollaborativer Tools:

Cloud Computing

Da viele Metaverse-Anwendungen auf Cloud-Infrastrukturen laufen, sind Kenntnisse in Cloud-Plattformen wie AWS, Azure oder Google Cloud von Vorteil. Du hilfst dabei, skalierbare und zuverlässige Architekturen zu entwerfen und zu implementieren.

Networking

Die Konnektivität im Metaverse erfordert eine robuste Netzwerkarchitektur. Kenntnisse in Netzwerktechnologien und -protokollen sind essenziell, um eine reibungslose Kommunikation und Datenübertragung zu gewährleisten.

Kollaborationstools

Mit der steigenden Zahl von Remote-Teams sind Werkzeuge und Plattformen für die Zusammenarbeit unerlässlich. Du entwickelst oder optimierst Tools, die die Teamarbeit im virtuellen Raum erleichtern.

Das Arbeiten im Metaverse bietet Dir als ITler:in die Chance, Teil einer Entwicklung zu sein, die das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir digital interagieren, arbeiten und leben, grundlegend zu verändern.

TL;DR:
  • Der Begriff Metaverse ist nicht einfach zu definieren. Am ehesten beschreibt er eine virtuelle Parallelwelt, die das Internet erweitert und neue Interaktionsmöglichkeiten bietet.
  • AR, VR, Blockchain und KI treiben das Metaverse voran und bieten vielfältige Anwendungen in Industrie, Bildung und sozialen Interaktionen.
  • IT-Talente finden spannende Rollen, z. B. im Bereich VR/AR-Entwicklung, Blockchain, KI, Datensicherheit und UX/UI-Design.