Handel – Nur Umzug in den digitalen Shop?
Ob Kleidung, Filme, Möbel, Medizin oder Lebensmittel: 82 % der in Deutschland lebenden Menschen zwischen 16 und 74 Jahren hat im Jahr 2021 übers Internet eingekauft, und das bereits vor der Corona-Pandemie. Dem Online-Handel gefällt das!
Güter, Kapital, Dienstleistungen und Wissen sind die wichtigsten Handelswaren im 21. Jahrhundert. Gehandelt wird rund um die Uhr: Real und virtuell, regional und national, international und global. Egal ob E-Commerce, Groß- oder Einzelhandel: In der größten IT-Anwenderbranche nach der Automobilindustrie läuft nichts ohne flexibel einsetzbare IT.
Als dort beschäftigte IT’ler:in bist Du in einem sehr dynamischen Umfeld unterwegs, hantierst zum Beispiel als Webentwickler:in mit brandaktuellen Shop-Technologien, identifizierst als Data Analyst:in die neuesten Markttrends oder sorgst als IT-Security Analyst:in dafür, dass die virtuelle Präsenz Deines Arbeitgebers mindestens genauso gesichert ist wie seine physischen Standorte.
Bevor wir uns beispielhaft ein paar IT-Jobs im Online-Handelsumfeld näher ansehen, werfen wir einen Blick zurück auf die Geburt des E-Commerce und verfolgen die kometenhafte Entwicklung des virtuellen Marktes mit!
Von offline zu online: Der Handel im Wandel der Zeit
Die erste Transaktion in einem Online-Shop liegt schon einige Jährchen zurück: 1994 erstand der US-Amerikaner Phil Brandenberger der Legende nach auf dem Online-Marktplatz Netmarket eine Sting-CD – "Ten Summoner’s Tales" – via verschlüsselter Kreditkartenzahlung übers Internet.
Das Jahr 1994 war auch die Geburtsstunde des Gottvaters aller Onlineshops: Amazon. Anfangs startete Jeff Bezos mit einem reinen Buchhandel, kurz vor dem Millenium allerdings begann der Shop sein Portfolio um immer mehr Artikel auszudehnen und riesige Lagerhallen dafür zu nutzen. Ein Jahr später erblickte die Urversion von eBay (damals AuctionWeb) das Licht der virtuellen Welt. Wer hätte seinerzeit daran gedacht, dass gerade Amazon mal zu den reichsten Unternehmen der Welt gehören und seinen Schöpfer mal ins All befördern würde?
Vermutlich wenige, denn bis die neue Art, an Waren zu gelangen, salonfähig war, vergingen noch ein paar Jahre – in den 1990ern hatte ja längst nicht jeder Haushalt einen Computer, geschweige denn Online-Banking. Und auch das Mindset der potenziellen Käufer:innen musste sich erst über die Zeit hin entwickeln.
Zur Jahrtausendwende machte der E-Commerce gerade mal 1,1 Mrd. Euro Umsatz, 22 Jahre später waren es bereits 97,4 Mrd. Euro – man darf mit Fug und Recht von einer Wachstumsbranche sprechen! Heute boomt der Online-Handel, egal ob es sich um reine E-Commerce-Angebote handelt oder der virtuelle Shop nur eine Erweiterung des physischen darstellt. Die allerwenigsten Läden können sich in unserer durchdigitalisierten Welt noch ohne Online-Shop am Markt behaupten.
Entsprechend breitgefächert sind auch die Aufgaben, die Du als IT-affine Person in dem Sektor "Handel" erfüllen kannst.
Quelle: statista. Schritt für Schritt vom Exotenstatus vom Mainstream: Die Beliebtheit des E-Commerce nimmt weiterhin stetig zu.
Was kommt auf Dich zu? Mögliche IT-Jobs im Handel
Deine Möglichkeiten, als IT’ler:in im E-Commerce Fuß zu fassen, sind zahlreich und spannend. Sehen wir uns ein paar in Frage kommende Jobs mal näher an.
Als Shop- und App-Entwickler:in perfekte Kundenerlebnisse schaffen
Zuallererst muss so ein virtueller Verkaufsort natürlich erst einmal gebaut werden. Meist passiert das nicht from scratch, sondern mithilfe eines Shopsystems wie Shopware, Shopify, Magento, Spryker oder WooCommerce. Mit einem Background aus dem Software Development kannst Du Dich leicht auf die Shopentwicklung spezialisieren. Aber nicht alle erfolgreichen Shopentwickler:innen haben Programmiererfahrung, sondern eignen sich die nötigen Skills genauso oft autodidaktisch an. Das ist dank der modernen Systeme durchaus möglich und daher auch eine lukrative Berufsmöglichkeit für Quereinsteiger.innen!
So ein Online-Shop sollte nicht nur die gefragten Waren im Angebot haben, sondern diese auch möglichst ansprechend darstellen – als UX Designer:in sorgst Du dafür, dass der Online-Marktplatz Deines Arbeitgebers zum Place to be für Eure Kundschaft wird!
In Zeiten der E-Commercialisierung werden mobile Applikationen, insbesondere in Form neuer Shop-Konzepte, immer wichtiger. Denn sie machen es noch leichter möglich, Kund:innen individuell anzusprechen und vereinfachen die direkte Vermarktung der Produkte. Diese Veränderungen beeinflussen die gesamten Handelsprozesse und damit auch die Vertriebswege. Die Prozessoptimierung unter Einsatz neuester Technologien ist zur Daueraufgabe geworden. Je effizienter, desto besser.
Viele Unternehmen greifen tiefer in die Tasche, um technisch aufzurüsten. Den Entwickler:innen steht dadurch ein größeres Budget zur Verfügung. Beispielsweise zur Realisierung von Mobile Couponing Apps für Smartphones, um die Kundenbindung zu erhöhen. Oder zur Präsentations- und Sortimentsoptimierung durch Data-Warehouse-Systeme. Außerdem kannst Du Dich mit Business-Intelligence-Systemen befassen und die Data Mining-Prozesse zur Analyse der Wünsche von Kund:innen verbessern.
Zu guter Letzt muss ein Online-Shop nicht nur fortwährend optimiert, sondern auch verlässlich am Laufen gehalten werden. Denn gerade in diesem Umfeld kostet jede Sekunde Systemausfall das Unternehmen viel, viel Geld. Als Administrator:in bewahrst Du den Shop vor solchen Incidents und springst direkt bei, wenn es irgendwo hakt.
Logistik 4.0 für Shopping 2.0
Die größte Herausforderung des Online-Handels liegt in der Koordination komplexer Warenströme. Die Lager- und Transportlogistik wird durch ein IoT-gestütztes Warenhaus-Management-Systeme gesteuert, die nonstop durch Kontrollsysteme überprüft werden müssen. Als IT-Spezialist:in im Handel hast Du zu unterschiedlichen Unternehmensbereichen Kontakt. Zum Beispiel zur Warenwirtschaft, zur Verwaltung und zum Verkauf. Mit einer Affinität für Handelsprozesse und – idealerweise – wirtschaftswissenschaftlichem Background vermittelst Du z.B. als IT-Projektmanager:in oder Product Owner spielend zwischen Geschäftswelt und IT.
Targeting: Aus Daten Erkenntnisse gewinnen und anwenden
Außerdem kannst Du Dich in der Welt des E-Commerce mit Business-Intelligence-Systemen befassen und die Data Mining-Prozesse zur Analyse der Wünsche von Kund:innen verbessern. Das geht von einfachen Analytics – Wer ist zum ersten Mal hier, wer bereits Kund:in? Wie lange bleiben Besucher:innen, wann und wo springen sie ab? Welche Seiten werden am meisten geklickt, welche Produkte aktuell besonders oft bestellt? – bis hin zu High-End-Optimierungen, etwa durch Eye Tracking und die daraus resultierende Darstellung der Augenbewegungen als Heatmap, um Inhalte, Buttons, Visuals etc. optimal zu verteilen und das Kund:innenverhalten so zu steuern.
Anders als in der Offline-Welt, wo einfach in jeden Briefkasten, der dies nicht untersagt, derselbe Prospekt eingeworfen wird, können Handelsunternehmen ihr virtuelles Marketingnetz viel zielgerichteter auswerfen: Targeting ist das Zauberwort der personalisierten Werbung, basierend auf den gewonnenen Nutzendendaten. Akzeptiert eine Kund:in erst einmal die Tracking-Cookies, beginnst Du als Data Scientist Deinen Job und bespielst die digitalen Touch Points (wie Google, YouTube, Social Media) Deiner Kund:innen automatisiert mit individuell für sie zusammengestellten Produkten, bei denen der Daumen kaum widerstehen kann!
Dein IT-Knowhow für nachhaltiges Kaufverhalten
Darüber hinaus kannst Du Dein Knowhow einbringen, um nachhaltiges Einkaufen maßgeblich zu unterstützen. Das beginnt bei der Vermeidung von gedruckten Quittungen im Supermarkt und die Bereitstellung von Nachhaltigkeitsinfos via App über Auswertungen von Logistikdaten, mit denen die Energieeffizienz im Lager oder während des Transports verbessert werden kann bis hin zu Lösungen, mit denen sich beispielsweise Lebensmittelabfälle reduzieren lassen. Die App "Too good to go" ist ein ziemlich populäres und empfehlenswertes Exempel dafür, wie IT nachhaltige Warenverteilungsprozesse optimal unterstützen und dabei voll dem Zeitgeist entsprechen kann. Kudos an die klugen Köpfe dahinter – vielleicht bald auch an Dich!
Wo kannst Du arbeiten?
Von der logistischen Steuerung eines internationalen Großkonzerns bis zum Aufbau eines neuen Online-Shops: Deine Arbeitgeber in der Handelsbranche sind genauso vielfältig und unterschiedlich wie die Produkte, die täglich auf den Markt kommen. Einstiegsmöglichkeiten für Informatiker:innen gibt es deutschlandweit.
Arbeitgeber, die Dich interessieren könnten
- Die Digitalisierung transformiert den klassischen Handel zum E-Commerce.
- Informatiker:innen sind bei der Entwicklung von Online-Shops und mobilen Apps, aber auch bei der Koordination komplexer Logistik-Systeme oder der Datengewinnung und -auswertung gefragt.
- Egal ob Konzern oder Startup: In dieser Branche ist für jede:n etwas dabei.