Was macht ein IT-Produktmanager?

Organisationstalente, von der Konzeption bis zur Markteinführung neuer Produkte

Deborah Liebig
Zwei Personen vor einem befüllten Whiteboard.

Ich bediene Märkte nicht. Ich schaffe sie.

Neue Produkte für neue Zielgruppen realisieren? Die passende Lösung zur richtigen Zeit launchen? Kein Problem für IT-Produktmanager:innen. Sie crawlen die Märkte und crowdsourcen die besten Köpfe, um ihre Produkte zum erfolgreichen Rollout zu bringen.

Wenn Du für eine Idee brennst, tust Du alles dafür, sie umzusetzen? Dann bist Du im Produktmanagement richtig aufgehoben.

Was sind Deine Aufgaben?

IT-Produktmanager:innen entwerfen Marketing- und Verkaufsstrategien für ein bestimmtes Produkt, Produktgruppen oder Dienstleistungen. Dabei handelt es sich z.B. um neue Software, eine Online-Plattform, Internetangebote, Anwendungen oder Websites. Sie konzipieren und managen die Planung, die Entwicklung und die Produktion. Qualitätsmanagement und Controlling gehören ebenfalls dazu. Also alle Maßnahmen, die notwendig sind, um die Produktstrategie umzusetzen. Außerdem betreuen IT-Produktmanager:innen das bestehende Produktportfolio und entwickeln es weiter.

Als Produktmanager:in kennst Du das Produkt, das Du unter Deinen Fittichen hast, in- und auswendig. Und Du hast eine Vision, wo und wie Du es am Markt platzieren willst. In der Regel bist Du in der Marketing- oder Entwicklungsabteilung eines Unternehmens tätig und arbeitest eng mit der Geschäftsführung zusammen. Abteilungsübergreifendes Produktmanagement bedeutet, dass Du als Schnittstelle die internen Arbeitsabläufe koordinierst, z.B. in den Bereichen Service, Forschung, Logistik und Vertrieb. Das ist vor allem bei Neuentwicklungen wichtig. Denn hier kümmerst Du Dich um den gesamten Produktlebenszyklus – von der Konzeption bis zur Markteinführung und Positionierung. Du erstellt Prognosen und ggf. weitere Produktvarianten. Dabei folgst Du Deiner Produkt-Roadmap, in der Du vom sogenannten Minimal Viable Product (MVP) bis zur Marktreife alle Schritte geplant hast.

Product Lifecycle

Neben diesen sogenannten Lifecycle-Management-Prozessen bist Du als IT-Produktmanager:in auch am IT-Service-Management und am Projektmanagement beteiligt. Da Du die unternehmerische Verantwortung für das Produkt hast, triffst Du alle relevanten wirtschaftlichen Entscheidungen. Etwa in Bezug auf die geplante "Time to Market", die eingesetzten Ressourcen, die Preiskalkulation oder das Kosten- Leistungsverhältnis. Hier sorgst Du mit einer ausgefeilten Planung für den Überblick – denn was Du machst, muss natürlich im Einklang mit den Unternehmenszielen stehen. Auch das Erstellen von Lasten- und Pflichtenheften gehört zum klassischen IT-Produktmanagement dazu. Das Lastenheft ist, vereinfacht ausgedrückt, ein Anforderungskatalog aus der Sicht der Auftraggebenden. Das Pflichtenheft ist der Plan der Auftragnehmenden, wie sie die Anforderungen managen wollen. Akzeptiert der Auftraggebende das Pflichtenheft, kann die Umsetzung beginnen.

Im agilen IT-Produktmanagement findest Du Lastenhefte eher selten, denn sie sind kein Bestandteil der Scrum-Methode. In diesem agilen Framework trägst Du den Titel "Product Owner" und nimmst innerhalb des Scrum-Teams eine zentrale Rolle ein. Verantwortlich für die Wertmaximierung Deines Produkts, pflegst Du das Product Backlog. Darin sortierst und priorisierst Du Features und gibst Deinem interdisziplinären Team so die Grundlage für die Organisation des nächsten Sprints, also der ein- bis maximal vierwöchigen nächsten Entwicklungsphase, die im zyklisch ablaufenden Scrum üblich ist. Außerdem fungierst Du als Schnittstelle zwischen Unternehmen, Kund:innen und Entwicklung.

Damit das Produkt auch bei den Anwendenden ankommt, ist die zielgruppenorientierte Vermarktung eine Deiner wichtigsten Aufgaben. Denn Dein Produkt kann technologisch noch so toll sein – wenn die anvisierten Nutzer:innen es nicht wahrnehmen, wird es niemals abheben. Neben der intensiven Abstimmung von Werbemaßnahmen und PR-Aktivitäten unterstützt Du aktiv den Verkaufsaußendienst und führst Schulungen von Mitarbeitenden durch. Du bist als Produktguru der Experte für "Deinen" Markt und weißt daher ziemlich exakt, welche Anforderungen Dein Produkt erfüllen muss, um bei den Zielgruppen gut anzukommen. Deinen Analysen entgeht dabei nicht die kleinste Marktlücke und dank gezielter Marktforschung kennst Du den Wettbewerb und Verbesserungspotenziale mindestens so gut wie die Seite der Kund:innen.

Bist Du eine IT-Produktmanager:in?

Du bist ein Organisations- und Motivationstalent. Es fällt Dir leicht, andere von Deinen Ideen zu überzeugen. Du vereinst in Dir technologisches Verständnis mit Business-Skills. Schon während Deines Informatik- oder BWL-Studiums hat sich gezeigt, dass Du zielstrebig bist und Dich gut durchsetzen kannst. Aber auch im Team arbeitest Du gerne.

Als Schnittstelle zwischen Kund:innen, Unternehmen und Entwicklungsabteilung brauchst Du ein besonderes Talent für Kommunikation, kreative Ideen und eine hohe Lösungsorientierung. Du musst vorausschauend planen und viele Fäden in der Hand halten können, ohne den Überblick zu verlieren.

Schnittstellen zwischen UX, Devs und Business.

Du kennst Dich mit Projektarbeit aus und hast im Idealfall schon in den Bereichen Vertrieb, Finanzen und/oder im Service mit Kund:innen gearbeitet. Dabei sind Dir Programme wie MS Office und Begriffe wie ITIL und Change mehr als einmal über den Weg gelaufen. Besonders im agilen Produktmanagement werden eine Reihe von Tools wie Asana oder Jira eingesetzt – wenn Du Dich damit schon ein bisschen anfreundest, ist das bestimmt nicht von Nachteil.

Your English is business fluent. Daneben sprichst Du auch noch "Geek", "Marketing" und weitere Fremdsprachen. Du bist open-minded und hast erste Erfahrung in interkultureller Kommunikation – im Idealfall dann, wenn Du in einem internationalen Unternehmen einsteigen willst.

Nicht zuletzt solltest Du Key User Deines Produkts sein. Denn "eating your own dog food" ist Pflicht, um fabelhafte Produkte auf den Markt zu bringen. Wenn Du Dich als experimentierfreudig bezeichnen würdest, ist das schon mal eine gute Voraussetzung!

Auch wenn viele Aufgaben vor Dir liegen, behältst Du immer einen klaren Kopf, um die strategisch richtigen Entscheidungen zu treffen. Leitfaden ist hier Deine Eigeninitiative und eine wirtschaftliche Denke. Du musst nicht ab Tag 1 Visionen hervorbringen, aber kreativ sein, schnell dazulernen und ein Gespür dafür entwickeln, was bei der Kundschaft ankommt.

Wo kannst Du arbeiten?

Als IT-Produktmanager:in kannst Du in allen Branchen und Unternehmen arbeiten, in denen digitale Produkte oder Services entwickelt und vertrieben werden. In der Regel bist im Unternehmen an der Schnittstelle zwischen der IT, der Marketingabteilung und dem Vertrieb tätig, z.B. bei einem Systemhaus oder einer IT-Unternehmensberatung. Du kannst aber auch in anderen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsbetrieben arbeiten. Fast überall, wo es digitale Produkte zu vermarkten gibt, ist Dein Jobeinstieg möglich. Alles, was zählt, ist Deine Begeisterung für das Produkt und Deine Fähigkeit, dieses groß zu machen.

Was kannst Du verdienen?

Dein Einstiegsgehalt als IT-Produktmanager:in wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Die Branche, die Größe Deines Unternehmens und auch Dein Abschluss wirken sich nicht unerheblich auf die Zahl auf dem Gehaltszettel aus. Im Schnitt verdienen IT-Produktmanager:innen 51.600 € beim Berufseinstieg mit einem Masterabschluss. In unserer Gehaltsstatistik erhältst Du einen Überblick über die Gehälter aller Branchen, Unternehmensgrößen und weiterer Faktoren, die die Höhe Deines Gehalts beeinflussen.

TL;DR:
  • Als IT-Produktmanager:in bist Du für die strategische Markteinführung neuer Lösungen zuständig.
  • Du begleitest den gesamten Lebenszyklus der digitalen Produkte oder Dienstleistungen.
  • Dabei hilft Dir neben dem IT-Knowhow Dein Organisations- und Vermarktungstalent.