5 Tipps für Dein Telefoninterview

So punktest Du als IT-Talent im telefonischen Vorstellungsgespräch

Jenny Tiesler
Junge Frau telefoniert und macht sich Notizen

Herzlichen Glückwunsch! Deine Bewerbungsunterlagen haben in der Personalabteilung Interesse geweckt und Du bist zu einem Telefoninterview eingeladen worden. Das ist eine großartige Gelegenheit, Dein Tech-Talent unter Beweis zu stellen und Deiner ersten Stelle oder Deinem neuen Job einen Schritt näherzukommen. Andererseits kannst Du im Telefongespräch abklopfen, ob die Stelle als Embedded Systems Engineer oder DevOps wirklich Deinen Erwartungen entspricht und alle Unklarheiten beseitigen.

Aber wie stellst Du sicher, dass Du das Beste aus dem Telefonat machst, Antworten auf die Fragen bekommst, die Dir unter den Nägeln brennen und Deine Schokoladenseite nicht schmilzt bei einem Puls von 140? In diesem Artikel erklären wir Dir, was Dich bei dem Telefoninterview erwartet, wie Deine Vorbereitung aussehen sollte und Du bekommst 5 wertvolle Tipps für Dein erfolgreiches Telefoninterview.

Telefonische Jobinterviews werden immer beliebter

Bei vielen IT-Unternehmen hat ein telefonisches Bewerbungsgespräch inzwischen einen festen Platz im Bewerbungsprozess. Ein Telefoninterview war schon vor der Pandemie nicht unüblich, aber in den vergangenen Jahren setzten immer mehr Personalfachkräfte auf diese Form des Bewerbungsgesprächs. Nach einer Umfrage eines Anbieters für Recruitingsoftware zufolge findet fast jedes zweite Jobinterview telefonisch statt und ist damit eine gute Alternative für ein erstes persönliches Kennenlernen.

Seit 2029 werden dreimal so viele Video-Calls im Bewerbungsprozess durchgeführt.

Das Ziel des Telefoninterviews

Bei Deiner Einladung zum Telefontermin sollte klar geworden sein, wozu das Gespräch dient. Will die Personaler:in durch das Telefonat eine Vorauswahl treffen, abklopfen, ob Du alle Must-haves erfüllst oder Deine Gehaltsvorstellungen ins Budget passen? Oder tauscht Ihr Euch tiefer inhaltlich aus?

Der Ablauf des Telefoninterviews

Grundsätzlich unterscheidet sich das telefonische Bewerbungsgespräch nicht sehr vom klassischen, persönlichen Gespräch. Nach der Vorstellung wirst Du meist gebeten, mehr über Dich zu erzählen. Neben Deiner Motivation will die Personalkraft wissen, warum Du genau bei diesem Arbeitgeber arbeiten möchtest. Hierauf zielen ihre Fragen im weiteren Verlauf ab. Es kann auch sein, dass Du im Anschluss Deine spezifischen Fachkenntnisse unter Beweis stellen musst. Außerdem dient das Telefoninterview auch dazu, Formalia zu klären. Neben Deinem Starttermin kann es um Deine Gehaltsvorstellungen gehen. Meist hast Du am Ende die Möglichkeit, Deine Fragen zu stellen, bevor Du Dich bedankst und Ihr Euch voneinander verabschiedet.

Die Dauer des telefonischen Bewerbungsgesprächs

In der Regel dauern Jobinterviews am Telefon zwischen 30 und 60 Minuten. Es hängt davon ab, ob es ein erstes Gespräch ist, bei dem gegenseitige Erwartungen abgeklopft werden, oder Ihr schon in medias res geht.

Vorteile von Telefoninterviews:

  • Anreise fällt weg und Du sparst dadurch Zeit und Geld.

  • Du kannst Dir Unterlagen zurechtlegen und draufschauen, wenn Du einen Hänger hast.

Nachteile von telefonischen Interviews:

  • Du kannst die Mimik Deines Gegenübers nicht lesen.

  • Du kannst Deine Formulierungen nicht mit Gesten verstärken.

Deine Vorbereitung auf das Telefoninterview

Auf ein Telefoninterview bereitest Du Dich ganz genauso vor, wie auf ein "richtiges" Bewerbungsgespräch. Du hast schon als Vorbereitung für Deine Bewerbung gründlich recherchiert und Informationen über das Unternehmen gesammelt. Absolute Basics sind: Du weißt, welche Produkte oder Dienstleistungen das Unternehmen anbietet. Du musst dabei nicht die SAP-Produktpalette bis ins Detail kennen oder alle Frameworks recherchieren. Aber Du solltest einen guten Überblick haben und als I-Tüpfelchen kennst Du vielleicht sogar die Konkurrenz.

Interessant für Deine berufliche Zukunft sind auch Fragen nach den Unternehmenswerten, Zielen und der Struktur. Versuche, Informationen über Deine künftige Abteilung und Deine Gesprächspartner:in zu bekommen. Das Wichtigste in Deiner Vorbereitung: Notiere Dir alle Fragen und Unklarheiten, die Deine Recherche aufgeworfen haben. Das wird später Dein Fragenzettel, den Du im Gespräch abarbeiten kannst.

Zu diesen Fragen schreibst Du alle weiteren offenen Punkte zu der ausgeschriebenen Stelle auf. Neben inhaltlichen Fragen z.B. zu Programmiersprachen und Backend-Technologien, interessiert Dich vielleicht auch die Organisation des Teams. Welche Tools werden genutzt, gibt es regelmäßige Feedback-Runden oder Home-Office-Regelungen?

Auf einen wichtigen Punkt solltest Du Dich außerdem vorbereiten: Deinen IT-Lebenslauf. Wenn Du gebeten wirst, etwas über Dich zu erzählen, willst Du schließlich nicht ins Stottern geraten. Erzähl Dir selbst oder Freund:innen die wichtigsten Stationen Deines Werdegangs und überleg Dir, an welchen Punkten es Überschneidungen gibt zu der ausgeschriebenen Stelle. Die solltest Du unbedingt mit ins Gespräch einfließen lassen. Mit dieser Vorarbeit punktest Du und bekommst nebenbei noch ein Gefühl dafür, wie lange Deine Selbstpräsentation dauert. Gerade am Berufsanfang sind 2 bis 3 Minuten vollkommen ausreichend.

Vor dem Telefonat sorgst Du für ein Setting, in dem Du Dich gut konzentrieren kannst. Telefonierst Du mit dem Handy, check unbedingt, ob Du eine stabile Telefonverbindung hast. Stelle sicher, dass Du in einer ruhigen Umgebung ohne Störgeräusche bist, sei es der Straßenverkehr oder der WG-Staubsauger. Schließe Fenster und Türen und stelle Dein Handy stumm. Telefonierst Du am liebsten mit Kopfhörern? Dann vergewissere Dich vor dem Telefoninterview, dass sie und auch Dein Telefonakku ausreichend geladen sind. Über Lautsprecher solltest Du nicht telefonieren, da die Tonqualität oft schlechter ist.

Leg Dir Deine Liste mit Fragen parat, die Du während des Vorstellungsgesprächs stellen möchtest und dazu einen Stift und Notizblock, damit Du Dir Infos notieren kannst. Wenn Du Dich sicherer fühlst, halte Deinen CV und die Stellenbeschreibung bereit, um gegebenenfalls bei einem kleinen Hänger noch mal nachschauen zu können.

5 Tipps für Dein telefonisches Bewerbungsgespräch

Prima, ein Großteil Deiner Vorbereitung steht. Mit diesen Kniffen sorgst Du nun für den Feinschliff.

1. Be prepared!

Du hast Dich inhaltlich gründlich vorbereitet. Sitzen auch Antworten auf Standardfragen nach Stärken und Schwächen? Auch wenn die zum Glück immer seltener gestellt werden, solltest Du Dir Antworten zurechtlegen. Pünktlichkeit und Termintreue sind keine Stärke, sondern eine Selbstverständlichkeit. Wenn Du Dir immer wieder selbst neue Dinge beibringst, ist Deine Lernbereitschaft und Deine Wissbegierde allerdings eine Stärke, die Du nennen kannst. Schwächen haben wir alle. Zeig‘, dass Du für Dich ein positives Fehler-Mindset entwickelt hast und wie Du aus Deinen Fehlern lernst.

2. Sprich langsam und deutlich. 

Bewerbungsgespräche am Telefon können schwierig sein, da Deine Gesprächspartner:in von Deiner nonverbalen Kommunikation nicht viel mitbekommt. Anders als im Video-Vorstellungsgespräch ist Deine Stimme das zentrale Kommunikationsinstrument. Deshalb ist es wichtig, dass Du ruhig sprichst und klar artikulierst. Wenn Du vor Aufregung dazu neigst, zu schnell zu sprechen, mache bewusst immer wieder kleine Sprechpausen. Halte Deine Sätze lieber kurz. So läufst Du weniger Gefahr, Dich in komplizierten Satzstrukturen zu verheddern. Und lächeln nicht vergessen 😊, auch wenn Dein Gegenüber Dein Lächeln nicht sieht, wird er oder sie es dennoch hören.

 3. Sei selbstbewusst.

Du wurdest eingeladen, weil Du mit Deinen Qualifikationen grundsätzlich zur Stelle passt. Jetzt ist es an der Zeit, zu zeigen, dass Du die richtige Person bist. Das Telefoninterview ist außerdem die Gelegenheit für beide Seiten, Fragezeichen aus dem Weg zu räumen. Genau das solltest Du ganz selbstbewusst auch tun. Zögere nicht, nachzufragen, wenn ein Zusammenhang unklar ist oder frag nach einem Beispiel zur Verdeutlichung. Hab‘ keine Bedenken, dass Deine Fragen negativ auffallen. Meist ist das Gegenteil der Fall. Deine Rückfragen spiegeln der Personalfachkraft Interesse und Motivation. Es sei denn, Du stellst unpassende Fragen oder solche, auf die Du sehr leicht selbst die passende Antwort auf der Unternehmenswebseite findest.

4. Zeig Deine Motivation.

Du hast Dich im Vorfeld intensiv mit der Position und dem Unternehmen auseinandergesetzt. Erkläre der HR’ler:in, warum Du Dir gut vorstellen kannst, in Zukunft als IT-Security-Consultant genau für dieses Unternehmen zu arbeiten. Was wären Herausforderungen für Dich und von welcher Deiner Erfahrungen profitiert Dein künftiges Team? Deine engagierte Herangehensweise unterstreichst Du im Gespräch einerseits mit Deinem Wissen, andererseits mit Deinen offenen Fragen, die Du nun stellen solltest. In der Regel bekommst Du im Laufe des Gesprächs bereits viele Antworten, sodass am Ende wahrscheinlich nur eine Handvoll übrigbleiben.

5. Rechne mit einem Sprachwechsel ins Englische.

Gerade in der Softwareentwicklung mit internationalen Teams oder in großen Konzernen ist es üblich auf Englisch zu kommunizieren. Switcht die Personaler:in zu Englisch, will sie testen, wie gut Deine Sprachkenntnisse sind. Lass Dich nicht verunsichern! Ob im Software Development oder Business Analysis, viele Fachbegriffe sind ohnehin englisch und Du wirst wenig Probleme haben, wenn die Sprachkenntnisse, die Du angegeben hast, Deinen tatsächlichen Fähigkeiten entsprechen.

Am Ende des Gesprächs sollten beide Seiten eine gute Vorstellung davon haben, was sie erwartet. Wenn Du keine offenen Punkte mehr hast und klar ist, wie der Bewerbungsprozess weitergeht, bedanke Dich höflich bei der Interviewpartner:in für die Zeit und das interessante Gespräch.

Vorsicht, Fettnäpfchen

Du kannst Dich auf viele Punkte vorbereiten, aber was machst Du, wenn

…die Personaler:in spontan anruft?

Es gibt Unternehmen, die auf diese Weise testen wollen, wie souverän Du bist und wie Du in spontanen Situationen reagierst. Professionell ist es in diesem Fall, den Anruf anzunehmen und darauf hinzuweisen, dass Du leider gerade keine Gelegenheit hast, ein längeres Gespräch zu führen. Bitte um einen späteren Termin, wenn das Gespräch länger dauern sollte. Es kann auch sein, dass die Personaler:in nur eine kurze Rückfrage z.B. zu Deinem Starttermin hat.

…oder die Personaler:in nicht zum vereinbarten Zeitpunkt anruft?

Das ist eher ungewöhnlich, aber auch dieser Fall kann eintreten. Gib der Person einige Minuten Zeit, schließlich gibt es viele Gründe für eine mögliche Verspätung. Solltest Du bis 15 Minuten nach Eurem vereinbarten Termin nichts gehört haben, greifst Du am besten proaktiv zum Telefon. Die Telefonnummer solltest Du in der Einladungs-E-Mail schnell finden. Wenn Du sie telefonisch nicht erreichen kannst, schreib eine kurze E-Mail, dass Du auf Ihren Anruf gewartet hast. Entweder wird sie oder eine andere Person aus der Personalabteilung sich bei Dir zurückmelden.

…oder Du aus Versehen Deine Gesprächspartner:in unterbrichst?

Jemanden zu unterbrechen ist unhöflich und wird von manchen im Bewerbungskontext als No-Go betrachtet. Tatsächlich passiert es gerade in Video-Bewerbungen oder in Telefoninterviews immer mal wieder. Du bist aufgeregt, Eure Verbindung ist leicht zeitverzögert oder die Mimik Deines Gesprächspartners ist nicht erkennbar. Diese Gründe können dazu führen, dass Du mit Deiner Antwort schon loslegst, obwohl die HR-Person noch nicht zu Ende geredet hat. Entschuldige Dich für Deinen Fauxpas, dann sollte er in der Regel auch kein KO-Kriterium sein.

Keep cool und viel Erfolg bei Deinem Telefoninterview

Ein telefonisches Bewerbungsgespräch ist genauso entscheidend wie ein persönliches Vorstellungsgespräch. Deshalb bereitest Du Dich genauso darauf vor. Mit Deiner intensiven Recherche und dem richtigen Setting bist Du gut vorbereitet und kannst selbstbewusst in das Bewerbungstelefonat gehen. Rock it!

TL;DR:
  • Bei vielen IT-Unternehmen hat ein telefonisches Bewerbungsgespräch inzwischen einen festen Platz im Bewerbungsprozess.
  • Grundsätzlich unterscheidet sich das Telefoninterview wenig vom klassischen, persönlichen Bewerbungsgespräch vor Ort. Setzt die Personalkraft das Gespräch mit weniger als 30 Minuten an, hat sie wahrscheinlich nur einige Rückfragen zu Deinen Unterlagen oder Deinen möglichen Starttermin.
  • Deine gründliche Vorbereitung und Recherche ist das A und O. Notiere Dir alle Unklarheiten und stelle selbstbewusst Deine Fragen im Jobinterview.
  • Für ein Telefoninterview bist Du am besten in einer ruhigen Umgebung mit stabilem Telefonempfang und hast einen Notizblock und ein Glas Wasser neben Dir.